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Gefühle erwecken, wie sie zum Theil in dem aufgelegten Fremdenbuche ihren Ausdruck gefunden haben. Das sagen uns sogleich der schöne Sarkophag in Mitten des Langhauses und die auf der Vorderseite der 8 Pfeiler desselben befindlichen Gemälde auf nassem Wurf. Das an dem ersten Pfeiler, rechts beim Eingang, stellt Friedrich I. Herzog von Schwaben, und seine Gemahlin Agnes, die Stifter der Kirche, dar; dann folgen Friedrich der Einäugige, ihr Sohn; Barbarossa; Heinrich VI., dessen Sohn; Friedrich II.; dessen Sohn K. Conrad IV.; dessen Sohn Conradin; K. Philipp und seine Gemahlin Irene; Alle aus dem Hause der Hohenstaufen. Bemerkenswerth ist die Abbildung der Hinrichtung Conradins über seinem Bilde, welche - wie ganz deutlich zu sehen ist – durch die sog. wälsche Richtfalle, eine Art Guillotine, geschah. Diese Gemälde ließ ohne Zweifel Abt Nicolaus, Schenk von Arberg fertigen; vielleicht nach alten Abbildungen.[1] Die Farben sind matt und manche Theile undeutlich geworden; die Zeichnung aber ist edel. Jener Sarkophag ist ein erhöhtes längliches Viereck, 11′ lang, 6′ breit und eben so hoch. Der Deckel besteht aus einem sehr feinen und fein erhaben gearbeiteten Werksteine; das Wappen der Hohenstaufen, wie sie solches auch als Kaiser beibehalten, darstellend: ein prächtiger Aar schwingt seine Flügel über einem Wappenhelm, worunter auf einem Schilde die drei Löwen. Die Umschrift, auf den vier Seiten des Deckels in Mönchsschrift eingehalten, ist: »anno dni m. c. II. jar ward diß Closter gestift. Hie liegt begraben Herzog Fried. von schwaben – er vnd sin kind diß Closters stiffter sint – sin nachkömmling ligent


  1. Über das Alter und den Werth dieser Bilder ist übrigens schon viel gestritten worden. Es wird behauptet, daß nicht nur das Kloster, sondern auch die Kirche 1525 eingeäschert worden sey, und hieraus die Unmöglichkeit eines höheren Alters dieser Gemälde gefolgert. Hiebei wird aber übersehen, daß damals das Kirchengebäude selbst, das ja noch byzantinische und gothische Formen zeigt, nicht zerstört, sondern nur beschädigt worden seyn konnte, daß die wöllwarthsche Todtenhalle mit ihren Bildern noch wie zuvor steht und daß der Sarkophag unbeschädigt erhalten worden. Crusius, als er die Kirche 1588 genau untersuchte (Chronik, d. A. II. 376), sagt auch kein Wort von einer solchen Zerstörung und beschreibt diese Gemälde genau, indem er zugleich auf ein Gemälde darunter „aus neuerer Zeit“ hinweist. Abt v. Arberg hat, wie sich hienach zeigen wird, so viel für die Kirche gethan, daß mit Bestimmtheit angenommen werden kann, es sey diese schöne Gallerie des Regentenhauses der Staufen unter ihm (1461-1479) neu gemalt oder wieder hergestellt worden. Ein vaterländischer Kunstkenner (Kunstblatt zum Morgenbl. 1840 S. 408) sagt, die heutigen Gemälde stammen aus dem XVII. Jahrh.; unter ihnen aber seyen die ursprünglichen im XV. Jahrh. verfertigten Bilder verborgen. Ob aber diese nicht von noch höherem Alter sind?
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)