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1819 der Sitz des Gemeinderathes, der bis dahin in Lenglingen war, nach Groß-Deinbach verlegt.

1) Groß-Deinbach, Dorf mit 323 Einw., worunter 51 kath., liegt auf der Höhe in einer Mulde, südöstlich 21/2 St. von Welzheim, auf dem vorerwähnten Ausläufer des Waldgebirges. Von hieraus ziehen sich 3 Thalschluchten abwärts nach Westsüdwest. Der Ort ist weitläufig gebaut und nicht reinlich. Von den Gebäuden verdient nur das alte Kirchlein zu St. Bernhard Erwähnung, welches für den evang. Gottesdienst benützt und von dem Ortsheiligen im Bau erhalten wird. Die ältere Kirche oder Capelle war 1496 erbaut und am 7. Juli 1497 von dem bischöflichen Generalvicar unter Ertheilung eines 40tägigen Ablasses für die Besuchenden am Tage der Heiligen, in der Ehre der heil. Maria und der Heiligen Bernhard und Katharina eingeweiht worden. Wegen Baufälligkeit wurde sie 1671 abgebrochen und sofort die jetzige erbaut. Der Ort war schon 1497 Filial ecclesie in villa Lorch. Die Geistlichen von Lorch haben hier von 3 zu 3 Wochen Predigt zu halten. Die Schule ist in einem eigenen 1821 erbauten Hause untergebracht, das der Ort dem vormaligen Abgeordneten des Oberamtes zur Ständeversammlung, Geh. Legationsrath v. Pistorius, zu danken hat, der überdieß zur Besoldung des Schulmeisters 300 fl. stiftete.

Die drei Orte Deinbach – früher Thainbuch, Donbuch, Thainbach – waren ursprünglich Stammgut der Hohenstaufen, von denen sie theils an Vasallen und Verwandte, und theils an das Kloster Lorch kamen. Wie Conrad der Wascher 1271 seine Rechte zu „Tainbuch“ diesem abtrat, haben wir oben S. 102 gesehen. Egino miles de Stoiphen verzichtet 1275 zu Gunsten des Klosters auf sein Vogtrecht über die Höfe des Ersteren „in Thainbuch.“ Daß sich von diesen Orten ein ritterliches Geschlecht schrieb, das im Gefolge der Staufen zu finden ist, wird sich hienach zeigen. In dem dem Kloster Lorch von dem Grafen Eberhard von Württemberg ertheilten Schutzbriefe von 1293 wird unter andern Kirneck als solcher Ort bezeichnet, die dem Grafen Vogtrecht gebe; das Dorf Lorch, „Pfahlbrunnen, Klozhen, Wigmar, Rot, Frickenhofen, Geggingen, Mutlangen,“ (sowie in jenem von 1322) Bruck, Braitenfürst, Renharz, Enderbach, drei Donbuch, Legnang, Uttstetten, Mittelbrunn, Iggingen, Zimmern, Hussenhofen, Lindach und Wüstenrieth sollen dagegen von jeder vogteilichen Leistung an die Grafen frei bleiben. In Groß-Deinbach waren nicht nur Lorch, sondern auch Rechberg und Gmünd begütert. Diese machten 1480 als Vogtsherrn eine Dorfordnung, welche fünf von der Gemeinde gewählte „Schiedmannen“ aufrecht erhalten sollten. Das Kloster Lorch besaß 1683 hier 7 Höfe

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)