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werden. Außer einem lebhaften Güterzuge kommen wöchentlich 4 Eil- und 4 Packwagen und täglich reitende Posten an.

Jeder Bürger erhält jährlich 1 Klafter Holz, und Torf kann er sich aus dem 1806 vertheilten Riede so viel stechen, als er bedarf, indem Überfluß an diesem Brenn-Material daselbst vorhanden und nur zu bedauern ist, daß der Torfstich nicht zweckmäßiger angelegt und betrieben wird.

Der städtische Haushalt ist gegenwärtig geordnet, aber von den Kriegsleistungen her noch mit einer Schuld von 42.500 fl. belastet. Die Stadt besitzt, außer dem dem Spital gehörigen Weiler Dinnenried, den Weiler Graben, ferner die Grabenmühle in der Stadt, vormals österreichische, jetzt würtembergische Kronlehen. Dieselbe wurde 1394 von Johannes Schad, Bürger in Waldsee, gekauft. Sodann besitzt die Stadt 621 Morgen Waldungen, darunter das sogenannte „Hartmannshölzle“, ein Lehen, womit die Stadt 1376 von Herzog Leopold von Österreich belehnt wurde. Die jährlichen Einkünfte aus diesem Grund-Eigenthum, aus dem Korn- und Waghaus, aus der Bleiche und an Pflaster- und Thorsperrgeld, nebst einer Umgelds-Entschädigung, mögen sich auf ungefähr 7500 fl. belaufen.

Das Wappen der Stadt besteht in einem schwarzen Schilde mit einem silbernen Balken; auf den Seiten des Schildes steht rechts ein Ruder, links ein Fisch. Denselben Schild führten auch die alten Herren von Waldsee.

Kirchen- und Schulwesen. Waldsee hat 3 Kirchen und 2 Capellen: die Stadtpfarrkirche, die Spitalkirche und die Frauenkirche; sodann die an das fürstliche Schloß angebaute Schloß-Capelle und die Gottes-Acker-Capelle. Regelmäßige Gottesdienste werden aber nur noch in der Stadtpfarrkirche gehalten. Für den Dienst an derselben sind neben einem Stadtpfarrer 3 Caplane bestimmt; in neuerer Zeit versieht ihn aber der Stadtpfarrer mit einem Vikar. Eine eigene Caplanei ist noch die der Sebastians-Bruderschaft. Der Caplan ist jetzt zugleich Präzeptor an der lateinischen Schule.


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_085.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)