Seite:Oberamt Waldsee 071.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Benennung Heistilingau, Heistergau, rührt wahrscheinlich von einem kleinen Untergau her, woraus vermuthlich die alte Herrschaft Waldsee hervorgegangen ist. Zu diesem Untergau gehörte dann wohl auch „Heidcauve“ (Heidgau), das in derselben Urkunde von 805, sowie in Urkunden v. J. 797 und 817 vorkommt, und das in der Beschreibung von Saulgau für „Haid“ genommen worden ist. Ebenso gehörten vermuthlich auch die beiden Essendorf noch dazu, wo die oben genannten Grafen ebenfalls in den Jahren 797 und 817 Schenkungen machen. Daß unter Heistilingau ein Ort und nicht ein Gau verstanden werden müsse, wie Neugart glaubt, folgt nicht nothwendig; denn die Kirche konnte ja auch einzeln gestanden haben und die Kirche für einen ganzen Bezirk – die Kirche im Heistergau – gewesen seyn; siehe Heisterkirch.

Ob der Linzgau in unser Oberamt eingegriffen habe, scheint zweifelhaft. Denn unter Scuzna,[1] das in dem Linzgau laut Urkunden vom Jahr 774 lag, ist schwerlich Schussenried zu verstehen, eher möchte noch Villa Chnuzersvilare in pago Linzgauginse, wo, nach Neugart No. 95, im Jahr 786 Chnuz 10 Jauchert verschenkt, für unser Knetzenweiler zu nehmen seyn. Eiganteswilare aber, wo das Kloster St. Gallen im Jahre 878 Güter erwirbt (Neugart No. 514) und das in einer Notitia de bonis in Eiganteswilare ad monasterium S. Galli pertinentibus als Unter- und Ober-Eggartsweiler bezeichnet ist, wird in der Urkunde nicht ausdrücklich in den Linzgau gesetzt. Wie in der Ortsbeschreibung bei Burgstock gezeigt ist, gehörte die ganze Insel auf der nordwestlichen Grenze des Oberamts noch zu der Grafschaft Friedberg, und somit ehemals zu dem Ertgau.

Somit war es ohne Zweifel hauptsächlich der Argengau, dem unser Oberamtsbezirk und namentlich alle Orte des alten Landkapitels Waldsee angehörten. Die Reihenfolge der Gaugrafen wird die Beschreibung des Oberamts Ravensburg


  1. S. Schussenried.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 071. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_071.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)