der Patrizier. Zu den Vorrechten der Ulmer Patrizier gehörte, daß sie von allen Zunftinnungen frei waren. Dagegen hatten sie bis 1815, wo das Haus verkauft wurde, ihren Vereinigungspunkt in einem eigenen Hause, das „die obere Stube“, auch „die Burgerstube“ genannt wurde, weil die Patrizier ehemals vorzugsweise Burger oder Bürger hießen. Im Gegensatz gegen die obere Stube gab es auch eine „untere Stube,“ welche das Gesellschaftshaus der gleichfalls vor andern Zünften bevorzugten Krämer- und Kaufleute-Zunft war.[1] Vergnügungs-Plätze der Ulmer sind außerhalb der Stadt: die Friedrichsau, ein Wäldchen an dem linken Donauufer, 1/2 Stunde unterhalb der Stadt, das 1811 in einen angenehmen Park mit niedlichen Anlagen und Lusthäuschen umgeschaffen wurde, und seinen jetzigen Namen erhielt.
Der Blumenschein, im Blauthale, eine berühmte Ulmer Gastwirthschaft, die seit 1704 besteht.
Die Wilhelmshöhe, sonst „Lug ins Land“ genannt, auf der südwestlichen Seite der Stadt, ein besonders schön gelegener und neuerlich stark besuchter Platz, mit einem neu gebauten großartigen Gebäude und vortrefflichem Bierkeller. Man genießt hier die schönste Aussicht ins Donau- und Blauthal.
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
- ↑ In die unter Stube hatte Herzog Friedrich von Würtemberg, der 1607 auf einer Reise durch Ulm an der Gesellschaft der Kaufleute Theil genommen hatte, einen silbernen und vergoldeten Becher gestiftet, der noch am Thomastage bei der allgemeinen Versammlung zum Umtrunke gebraucht wird. An die obere Stube erließ Graf Eberhard, der nachherige erste Herzog von Würtemberg 1493 folgendes Schreiben:
- Unsern freundlichen Gruß zuvor.
- Ehrsame, weise, gute Freund!