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vielfach vertheilt, die meisten bezieht der Staat, theils von der Landvogtei, theils von Weissenau her, Theil haben die Pfarreien Thaldorf, Eggartskirch, Bavendorf und Theuringen, sodann die Spitäler Ravensburg und Constanz und die Badische Domänen-Verwaltung Meersburg. Die Grundgefälle bezieht ebenfalls zum größten Theil der Staat.

  • 1) Thaldorf, kath. Pfarrweiler, mit 85 Einw., 31/8 St. nordwestlich von Tettnang, in einem engen, aber angenehmen warmen Thälchen, einem Seitenthale des Roth-Achthals. Die Güter sind sämmtlich noch Fall- und Schupf-Lehen. Der Ort hat eine Schildwirthschaft. Die Pfarrkirche zu den h. Aposteln Peter und Paul liegt am nördlichen Ende des Orts auf dem Berg, sie wurde 1746 und das Jahr vorher auch das Pfarrhaus vom Kl. Weißenau neu erbaut und ist hell und freundlich. Die Baulast der Kirche liegt auf der Kirchenpflege, die des Pfarrhauses auf dem Staat. Eine Schule für den Pfarrsprengel ist im Orte. 1819 wurde ein neues Schulhaus von der Gemeinde gebaut. Die Pfarrei Thaldorf war dem Kloster Weißenau einverleibt (s. u.). Der Pfarrsprengel besteht gegenwärtig aus 6 Parzellen von Thaldorf mit 3 Filialkirchen und Kapellen, und aus 3 Parzellen von Ettenkirch, nebst dem Badischen Weiler Adelsreute.[1] Th. gehörte in ältern Zeiten den Grafen von Montfort; in der bei Schomburg angeführten Theilung erhält Graf Wilhelm von Montfort auch Thaldorf, die Burg und Vogtei. Von den Gr. v. Montfort kam Th. an Hans Wägelin zu Ravensburg. Die Erben desselben theilten 1430 die Besitzung in 5 Theile, den Kirchensatz und das Patronatrecht über die Pfarrkirche behielten sie gemeinschaftlich. Bernhard und Hans Wägelin verkauften 1434, die andern Theilhaber 1438 ihre Theile an das Kl. Weißenau. Das Patronatrecht schenkten sie dem Kloster 1435; 1473 wurde die Kirche dem Kloster incorporirt, und von da an durch Klostergeistliche versehen. Die Stadt Ravensburg hatte von Schmaleneck her Antheil an den niederen Gerichten, Steuern und Umgeld zu Th., und der Spital hatte einen Hof daselbst; durch einen Tauschvertrag vom Jahr 1674 überließ die Stadt ihre Rechte und den Spitalhof an Weißenau. Mit diesem

  1. Der in dem Gemeindebezirk Thaldorf eingeschlossene Weiler Adelsreute war eine Besitzung des Klosters Salem. Das Kloster war auch sonst in unserem Bezirke begütert, in Adelsreute aber hatte es auch Nieder-Gerichtsbarkeit und Collectation, und darum kam der Ort unter Großh. Badische Hoheit. In dem Weiler saßen einst die Herren von Adelsreute, welche das Kloster Salem gestiftet haben.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)