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dem Kloster Langnau incorporirt, und wurde von einem Klostergeistlichen von dem Kloster aus versehen. Es war daher auch kein Pfarrhaus im Orte. Als das Kloster 1787 aufgehoben wurde, bewirkte es der Prior des Klosters und Pfarrherr zu H., daß die Klosterkirche zur Pfarrkirche gemacht wurde. In dem vorbehaltenen Flügel des Klosters wurde die Pfarrwohnung eingerichtet und in denselben auch die Schule von H., wo sie bis dahin in dem Meßnerhause gehalten wurde, verlegt. Die Kirche in H. wurde an zwei Bürger um 350 fl. verkauft. Damit war aber der obere Gemeindebezirk sehr unzufrieden und bewirkte, daß 1793 die Kirche zu H. wieder Pfarrkirche wurde, und Pfarrsitz und Schule dahin verlegt wurden. Es wurde dieß unter der Bedingung bewilligt, daß derjenige Theil der Pfarrgemeinde, welcher die Veränderung verlangt hatte, den erstmaligen Bau des Pfarrhauses und der Schule übernahm, wogegen ihm die Kirche und der Klosterflügel zu Langnau zum Abbruch überlassen wurde, und die Herrschaft für die Zukunft die auf ihr liegende Baupflichtigkeit behielt. Östlich von H. steht ein runder Hügel, mit Wall und Graben umgeben, welcher den Namen Arnoldsburg führt. Hier hatten die Herren von Hiltensweiler ihren Sitz, und der Name rührt entweder von dem Ritter Arnold, dem Heiligen, oder von einem seiner Ahnen her. Von ihm soll auch die Kirche zu H. gestiftet worden seyn; in dem Munde des Volks lebt davon noch folgende Sage: Arnold, von dem Volke allgemein geliebt und geschätzt, und später seiner Wunderkuren wegen unter die Zahl der Heiligen aufgenommen, verordnete, daß man nach seinem Tode 2 Ochsen frei laufen lassen solle. An der Stelle, wo sie stehen bleiben, solle eine Kirche erbaut und er in ihr beigesetzt werden. Dieß geschah und das Volk wallfahrtete von dieser Zeit an auf sein Grab und noch bewahrt der fromme Glaube das Vertrauen, daß Kranken hier geholfen werde, wovon die vielen in der Kapelle aufgehängten VotivbilDer zeugen.

  • 10) Muttelsee, W. mit 22 k. Einw., mit einer kleinen Kapelle. Cuno Manegoldus de Mutelsew unterzeichnet mit andern die Stiftungs-Urkunde von Langnau.
  • 11) Ober-Wolfertsweiler, W., mit einer Schildwirthschaft und 104 k. Einw., vormals Langnauisch.
  • 12) Rattenweiler, W. mit 28 k. Einw. Der Weiler gehörte früher zum Tettnangischen Landwaibelamt. 1 Hof war Langnauisches Schupflehen und es zieht jetzt der Bayerische Religionsfonds zu Lindau die Gefälle davon. Nahe bei R. sieht man noch auf dem steilen, nördlichen Rande des Argenthals die schönen Ruinen der Burg Alt-Summerau, dem Drackenstein gegenüber

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)