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das grünliche Zweiblatt, Neottia ovata, bei Friedrichshafen die bienenblumige Ragwurz, Ophrys apifera, bei Eriskirch das schwer zu findende Weichkraut Malaxus paludosa und die kleine Gudiere, Goodiera repens, und zwischen Friedrichshafen und Langenargen das Fettkraut, Liparis Loefelii, an trockeneren Stellen die spiralförmig gedrehten Blüthenähren der Spiranthes aestivalis und autumnalis und die unscheinbare Herminie, Herminium Monorchis. Im Schatten der Wälder und Gebüsche findet man den nesselblättrigen Ehrenpreiß, Veronica urticaefolia, und den klebrigen und gequirlten Salbey, Salvia glutinosa und verticulata als verlorne Schildwachen der Alpenflor, das Hexenkraut, Circaea alpina, das nur zwischen Moos gedeihende, rundblättrige Labkraut, Galium rotundifolium, den Steinsamen, Lithospermum officinale, die Berg-Sterndolde, Astrantia major, einige Wintergrünarten, Pyrola secunda, uniflora und rotundifolia, das seltene Sperrkraut, Polemonium coeruleum, an den Wurzeln der Forchen das bleiche Ohnblatt, Monotropa Hypopithys, und in den Laubgehölzen die Schneetropfen, Galanthus nivalis, die himmelblaue Sternhyacinthe, Scilla bifolia, und die gelbe Vogelmilch, Ornithogalum luteum, drei zarte Zwiebelgewächse, welche, dem Laube der Bäume voraneilend, im Sonnenschein des Frühlings blühen und dann geschützt vor der Sonnengluth des Sommers in kühlen Schatten die Samen zur Reife bringen.

Außer diesen Gewächsen hat Herr Pfarrverweser Kaufmann zu Friedrichshafen noch drei für die Flora von Würtemberg ganz neue Pflanzen in der Nähe von Friedrichshafen aufgefunden: die Isnardie (Isnardia palustris, L.) und den kriechenden Wassermerk (Helosciadium repens, Koch); sie wachsen auf dem Grunde eines Weihers, auf welchem ihr grünes Laub üppig wuchert, ohne jemals zu blühen, so lange das Wasser die Pflanzen bedeckt, in heißen Sommern aber vertrocknet der Weiher, die Pflanzen kommen an die Luft und sogleich blühen sie und tragen reichlichen Samen, den das wiederkehrende Wasser zerstreut und erzieht. Noch schöner ist die dritte, die blaue Steinbreche (Saxifraga oppositifolia, L.), eine herrliche Alpenpflanze, welche merkwürdigerweise sich auch in der Gegend von Fischbach an dem Ufer des Bodensees in dichten Rasen angesiedelt hat, von da in das Badische hinüber zieht und, der Alpensitte getreu, sobald der Schnee verschwindet, ihre schönen hellrothen Blumen entfaltet, die bei dem Vertrocknen eine veilchenblaue Farbe annehmen.

Noch ist der Seeschwamm, Spongia lacustris, bemerkenswerth, welcher bis jetzt nur im Bodensee und in dem See des


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)