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sich insbesondere noch durch eine Menge schmählicher Hexenprozesse aus, so daß es lange Zeit das Hexenstädtlein genannt wurde. In den Jahren 1650 bis 1670 folgte eine Hinrichtung auf die andere, und noch i. J. 1731 hatten die Verfolgungen nicht aufgehört.

Indeß glaubte die Stadt doch durch den Wechsel der Dinge i. J. 1806 große Verluste erlitten zu haben; sie benutzte deßwegen auch die bekannte Reclamationszeit, an den Staat eine Entschädigungsforderung von 43.000 fl. zu machen. Auf ein Erkenntniß des K. Geh. Raths vom Sept. 1825 erhielt sie die Summe von 8241 fl. Eine Umgelds-Entschädigung von jährlichen 690 fl. war ihr schon früher zugestanden worden.

Über die besondern Schicksale der Stadt findet man nicht die mindeste Aufzeichnung in der Stadt. Es kann deßwegen hier nur bemerkt werden, daß i. J. 1611 in der Pfarrey 1286 Menschen an der Pest gestorben sind, und daß die Stadt in neuerer Zeit ein großes Brand-Unglück erfahren hat, indem am 20. April 1820 zehen Gebäude abbrannten. S. S. 16 u. f.

Unter den ausgezeichneten Saulgauern bemerken wir:

1) Anton Störk, Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia; 2) Matthias Störk, Leibarzt des Großherzogs von Toskana und nachmaligen Kaisers Franz; 3) Conrad Edler von Kramer, K. Hof-Kriegsrath und Rektor der Universität in Wien; ferner die Mahler Kohler, Caspar Fuchs und die beiden Meßmer, Joh. Georg und Joh. Anton, die übrigens beyde in Hohentengen geboren waren. Der letztere starb 1827 in seinem achtzigsten Jahre zu Saulgau; er hatte in der Schweiz allein 26 Kirchen gemalt.

Das Wappen der Stadt enthält eine Säule, vor der ein aufgerichteter Löwe steht.

Vor der Stadt ragen zwei ansehnliche Hügel hervor: der Kirchberg und der Gansbühl. Ersterer hat seinen Namen, nach der nicht zu bezweifelnden Sage, von der Kirche, die einst auf dem Berge gestanden haben und die

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)