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großes Verdienst hat sich in dieser Beziehung der Pfarrer Hoffmann in Betzingen erworben, der unter Mitwirkung eines wackern Schultheißen durch eine Anlehensanstalt diesem Unwesen nicht nur, sondern überhaupt dem verderblichen Judenhandel entgegen wirkte, und es dadurch in kurzer Zeit dahin gebracht hat, daß der Ort Betzingen, der vor wenigen Jahren noch in den kläglichsten Umständen war, seinem Wohlstand zusehends entgegen geht. Gleiche Anstalten verdanken jetzt auch der thätigen Sorgfalt des gegenwärtigen Oberamtmanns Wekherlin die Orte Pfullingen und Hausen an der Lauchart, und in mehreren andern Orten ist die Einleitung dazu gemacht.

Die Rindvieharten des Oberamts bestehen fast durchaus in der altwürtembergischen, hier aber sehr verkümmerten, rothbraunen Landrace.

Die Rindviehmastung ist selten, und wird vornehmlich nur zu Reutlingen und in dem kleinen Orte Stockach gefunden.

Die Schafzucht ist gleichfalls der Veredlung noch sehr bedürftig. Unter den 6651 Schafen des Oberamts sind nicht mehr als 715 spanische, also fast nur 1/10, während es im ganzen Königreich doch ⅙ ist.

Auch in diesem Zweige wird die Nähe der Achalm, wo der König eine ausgezeichnet schöne Schafheerde von reingehaltenen Merinos angesetzt hat, wohlthätig wirken.

Zu Reutlingen werden gewöhnlich über 4000 Stück überwintert.

Die Schafzucht kommt bey dem Mangel an Dünger besonders den Alporten sehr zu statten, welche bekanntlich zugleich die vorzüglichsten Schafweiden enthalten.

Die Schweinzucht ist der unbedeutendste Zweig der ganzen Viehzucht; am meisten wird sie noch in Betzingen betrieben.

Ziegen besitzt das Oberamt ebenfalls nicht soviel, als es nach seinen natürlichen Verhältnissen leicht haben könnte. Die zahlreichsten Heerden haben Undingen und Unterhausen.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_064.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)