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Jacob erhielt die Herrschaft Trauchburg mit der Vogtei über das Kloster Isny, die Städte Riedlingen und Saulgau etc.; Eberhard die Herrschaft Wolfegg, mit Munderkingen, Schongau und Nusplingen, die Vesten Kallenberg und Bussen; Georg aber Waldsee, Burg und Stadt, Wurzach, Mengen und die Veste Zeil. Die Stammburg Waldburg blieb gemeinschaftlich, so daß der älteste vom Reiche sie zu Lehen empfangen sollte. Die Landvogtei sollte je zu drei Jahren abwechselnd von ihnen versehen werden. So theilte sich die Familie der Waldburg in drei Hauptlinien, die nach ihren Stiftern die Jakobinische, Eberhardinische und Georgische, oder nach ihren Hauptbesitzungen die Trauchburger, später Scheer-Friedberger, die (alte) Wolfegger, später die Gr. Sonnenbergische und endlich die Waldseer Linie genannt wurden. Von diesen drei Linien starb die erstere in Schwaben im J. 1772 aus, blüht jedoch in Preußen noch in einer Nebenlinie fort, welche dort von einem Sohne Jakobs gestiftet worden ist. Die zweite erlosch schon im J. 1511, und die dritte, die Georgische, blüht noch in den drei fürstlichen Häusern zu Waldsee-Wolfegg, zu Zeil-Trauchburg und zu Wurzach. Vergl. Saulgau und Waldsee.

Eberhard, der Stifter der zweiten Linie, erkaufte von Herzog Sigismund von Östreich im J. 1452 die Grafschaft Friedberg-Scheer um 32.000 fl., deßgleichen im J. 1463 von den Grafen von Werdenberg die Reichsgrafschaft Sonnenberg, mit der er im J. 1464 von K. Friedrich III. belehnt und in den Grafenstand erhoben wurde. Er verlor zwar, in Folge einer Fehde mit Herzog Sigismund im J. 1473, gegen Entschädigung diese Grafschaft wieder, behielt aber mit seinen Söhnen den Titel der Grafen von Sonnenberg bei. Von seinen drei Söhnen wurde Otto Bischof zu Constanz, von 1480–1491 bekannt durch die wegen seiner Wahl entstandenen Streitigkeiten. Seine beiden Brüder Johann und Andreas waren bekannte Kriegsmänner, die sich in den niederländischen und venetianischen Kriegen auszeichneten, Johann besonders auch durch seinen Zweikampf (1486) mit Antonio von S. Severino.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)