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reichsunmittelbare Gemeinde bildeten. Indem nun das Kloster nicht nur seine Leute in der hergebrachten Abhängigkeit festhielt, sondern auch sonst weiter um sich zu greifen suchte, sahen sich die Burger veranlaßt, um so fester an der Landvogtei zu halten. Aber dadurch ging die Zeit verloren, in der sich die völlige Unabhängigkeit hätte erringen lassen: die Landvogtei wurde eine östreichische Hausbesitzung und der Flecken Altdorf ein östreichischer Municipalort. Gleichwohl behielt er seine Rechte und Freiheiten und entrichtet auch fortwährend seine Reichssteuer, steuerte aber daneben noch in die landständische Kasse zu Ehingen.

Die Reichssteuer, die übrigens nicht mehr als 24 Pf. H. betrug, war, so wie das Ammann-Amt, fortwährend in pfandschaftlichem Besitze des Klosters Weingarten. Nach einem Vertrage, der nach langen Streitigkeiten 1533 geschlossen worden, hatte der Landvogt dem Abt drei Männer zu der Stelle eines Ammanns vorzuschlagen, von welchen der Abt einen wählte, der Landvogt aber den Gewählten bestätigte und beeidigte. Einen langen Kampf zwischen Altdorf und Ravensburg hatte die Marktgerechtigkeit veranlaßt. K. Karl IV. verordnete in einem Briefe von 1377, daß Altdorf Markt seyn solle, wie er es schon in der Urkunde von 1366 geheißen hatte, und bewilligte ihm, wie schon oben bemerkt worden, einen Wochenmarkt, den K. Rupert (1408) aufs Neue verlieh. K. Friedrich III. hob 1464 die Wochenmärkte und zwei Jahrmärkte, die er Altdorf neuest gegeben, zu Gunsten der Stadt Ravensburg wieder auf, und verordnete, daß in dem Umkreise von 1 Meile um die Stadt kein Jahr- oder Wochenmarkt gehalten werden dürfe. Gleichwohl verlieh K. Maximilian dem Flecken Altdorf 1494 wieder zwei Jahrmärkte. Aber noch 1625, 1637, 1659 bestätigen die K. Friedrich und Leopold die von Friedrich III. verfügte Aufhebung der Altdorfer Wochen- und Jahrmärkte.

Im Jahr 1806 kam Altdorf mit der schwäb. östreichischen Landvogtei an Würtemberg und war bis 1810 Sitz des Kön. Oberamts.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)