Seite:Oberamt Ravensburg 121.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Reichthum und Bevölkerung und dem Verfall der Hohenstaufen hob sich die Macht Ravensburgs, und diese Stadt behauptete sich unter den Stürmen des Zwischenreichs, ohne sich einem Herrn zu unterwerfen. Als K. Rudolph I. sein Augenmerk auf das verlassene Erbe der Hohenstaufen warf, und ihre Güter in seinem und des Reichs Namen einzuziehen befahl, getraute er sich doch nicht, seine Ansprüche auf Ravensburg auszudehnen, vielmehr erklärte er es mittelst Urkunde dd. Basel den 16 Junius 1276 als eine unmittelbare Reichsstadt, bestätigte 1288 dd. Rottenburg ihre alten Rechte und Freiheiten nochmals und ertheilte ihr das Recht, alle Samstage einen Wochenmarkt zu halten. K. Adolph und seine Nachfolger erneuerten die Bestätigung der Rechte und Freiheiten der Stadt und thaten neue hinzu, s. u.

Ravensburg war nun eine unmittelbare Reichsstadt mit Sitz und Stimme auf den Kreis- und Reichstagen. Man fing auch schon frühe an, eine umfassende Bürgerordnung nach dem Vorbilde der Ulmer Stadtordnung zu entwerfen, wie die von 1303 bis 1384 gesammelten Gesetze, welche noch auf Pergament geschrieben im Original vorhanden sind, zeigen, s. Eben, H. III. Aus den Gesetzen geht hervor, daß die Verfertigung von Leinen- und Grautuch-Waaren eine für Ravensburg nicht unbedeutende Erwerbsquelle war.

Mit der Zunahme an Wohlstand und Bevölkerung zeigte sich auch das Bedürfniß einer Vergrößerung des Umfangs der Stadt; diesem abzuhelfen wurde im J. 1350 die Stadt erweitert, und der ganze Theil vom Holzmarkt bis zum untern Thore ummauert. Sowohl die Bürger der Stadt als die Stadt selbst und ihre Stiftungen erwarben in der Umgegend mehrere einzelne Höfe, Weiler und Dörfer. Die vorzüglichsten Erwerbungen der Stadt waren die der Herrschaften Schmaleck, Bettenreute, Zußdorf, Dankertsweiler und Wolpertschwende,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)