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Früher hatte die evangelische Gemeinde noch eine zweite Pfarrkirche, die Dreifaltigkeits-Kirche, welche bei dem Bruderhaus stand. Sie war das alte Kornhaus zum Rappen, das 1628 dazu eingerichtet wurde, nachdem die Evangelischen aus dem Langhaus der Carmeliter wieder vertrieben worden waren. Als in Folge des westphälischen Friedens das Kapuziner-Kloster abgebrochen wurde, mußte dagegen die Dreifaltigkeits-Kirche geschlossen werden. Als aber 1660 die Wiederaufbauung des Klosters gestattet wurde, durfte auch die Dreifaltigkeits-Kirche wieder geöffnet werden, und sie blieb von da an die zweite evangelische Pfarrkirche der Stadt, bis die Pfarrei 1812 mit der ersten vereinigt und die Kirche abgebrochen wurde. Der Platz ist jetzt ein Obstgarten.

In den beiden gemeinschaftlichen Haus-Kapellen des Spitals und des Bruderhauses werden von beiden Seiten periodisch Gottes-Dienste gehalten.

An der evangelischen Kirche sind ein Stadtpfarrer, der zugleich Decanats-Verweser ist, ein erster Helfer, zugleich Rector der lateinischen Lehranstalt, und ein zweiter Helfer, zugleich Präceptor an derselben, angestellt. Das Patronatsrecht ist landesfürstlich. Die Baulast der Kirche hat vom Chor die evangelische Kirchenpflege, vom Schiff und Thurm, so wie vom Pfarrhaus und von den Helferhäusern die Stadtcasse, deren Eigenthum letztere Wohngebäude sind.

Das Schulwesen, das zu reichsstädtischen Zeiten in sehr unvollkommenem Zustande war, hat sich unter bayerischer und würtembergischer Regierung sehr gehoben. Die Schulanstalten bestehen aus einer für beide Confessions-Verwandte gemeinschaftlichen lateinischen Schule, mit einem Rector und 3 Präceptoren, einer gleichfalls gemeinschaftlichen unter Bayern 1805 errichteten Real-Schule mit 2 Lehrern, nebst einem besondern Zeichnungs-, Musik- und Schreiblehrer; dann in einer deutschen Knaben-Schule mit 1, und einer Mädchen-Schule mit 2 Lehrern für die Evangelischen, und in zwei Knaben- u. 2 Mädchen-Schulen mit je 2 Lehrern für die Katholiken. Letztere Schulen besuchen auch die Kinder der Filialorte. Außerdem hat Ravensburg

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)