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herrschenden Mißbräuchen sich entschieden entgegenstellte, und namentlich den von Samson in der Schweiz betriebenen Ablaßhandel bekämpfte. Noch in seinen späten Jahren beklagte er aufrichtig die Entstellungen, welche die Kirche im Laufe der Zeiten erlitten, und drang ernstlich auf eine allgemeine Kirchenversammlung.[1] Er wollte die Reform, aber er haßte die Reformatoren und verwünschte die Art und Weise, wie aus der Kirchenverbesserung eine gewaltsame Kirchentrennung geworden ist. Sein Glaubensbekenntnis legte er unbefangen in der Denkschrift nieder, die er an die österreichischen Stände richtete: »Causae rationabiles, propter quas D. Joh. Fabri noluit ac bona conscientia non potuit Lutheri doctrinam approbare.« Doch ist nicht zu verkennen, wie sich Fabri immer mehr zu dem andern Extrem neigte, so daß die Lutheraner ihn sogar des beabsichtigten Verrathes an Simon Grynäus in Speyer und des Antheils an der Verbrennung des Balthasar Hubmeyer (s. Schreib. hist. Taschenb. 3. Jahrg.) beschuldigten. Ersteres ist nicht erwiesen, für Letzteres macht man ein Schriftchen geltend, das von Fabri herrühren soll, und ohne Ort und Jahreszahl, unter dem Titel erschienen ist: „Ursach, warumb der widerteuffer Patron und erster Anfenger Doctor Balthasar Hubmeyer zu Wien auff den zehenten Tag Martii Anno 1528 verbrennet sey.“ Im Jahr 1529 zum Probst in Ofen, und 1531 zum Bischof in Wien erhoben, nahm er freilich eine entschiedene Stellung gegenüber der Umwälzung in Sachen der Kirche ein. Fabri war ein sehr begüterter Mann, und hat seine Vaterstadt Leutkirch mit ansehnlichen Stiftungen bedacht. Namentlich hat das Hospital einen großen Theil seiner Einkünfte den Legaten Fabri’s zu verdanken.


  1. Wichtig ist in dieser Beziehung sein Sendschreiben an Papst Paul III. im Jahr 1537, in welchem er gegen den heil. Vater eine starke Sprache führt, z. B.: Dispersas itaque et dissipatas oves visitare et congregare necesse erit, nisi Sanctitas Vestra mercenarius, quamdiu perstiterit orbis, ab optimis quibusque praedicari velit. Er gesteht die maculas, rugas et naevos, quibus Ecclesiae facies per abusiones defoedata et deturpata est.
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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)