Seite:Oberamt Laupheim 257.jpg

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ausgedehnte, jedoch freundliche Aussicht in das stille Weihung-Thal und über die Orte Staig, Altheim etc. genießt; auf der Anhöhe, östlich vom Ort, ist die Aussicht ausgedehnter, und reicht hier über Ober- und Unter-Kirchberg hinweg bis nach Ulm und an die in das Donau-Thal abfallende Alp (Hochsträß), während gegen Westen der Bussen noch sichtbar ist. Vermöge der freien Lage ist das Klima etwas rauh, und wegen der Nähe des Donau- und Iller-Thales, wie des naßkalten Weihung-Thales, die Luft nicht selten nebelig und feucht. Frühlingsfröste und Verheerungen durch Hagelschlag kommen häufig vor.

Der aus gewöhnlichen, ländlichen Wohnungen bestehende, mit minder reinlichen Straßen versehene Ort, dessen Anblick den Eindruck mittelmäßiger Wohlhabenheit macht, liegt frei, übrigens etwas uneben und besitzt viele Pumpbrunnen, die ihn das ganze Jahr hindurch mit Trinkwasser versehen; auf den Fall der Feuersgefahr liegt die Weihung nahe und sind im Ort zwei, jedoch zuweilen beinahe ganz austrocknende Wetten angelegt. Im Weihung-Thale bei der Mühle hatte früher das Kloster Wiblingen einen 16 Morgen großen Fischteich, der längst trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde; derselbe ist Eigenthum des Staats und von diesem um 92 fl. jährlich verpachtet. Außerhalb des Orts befinden sich mehrere theils beständig, theils periodisch fließende Quellen.

Am südlichen Ende des Dorfs steht die Pfarrkirche zum heil. Pankratius, welche im Jahr 1819 mit einem Gemeindeaufwand von 8000 fl. in einem einfachen Style mit halbrundgeschlossenem Chor ganz neu erbaut, und deren alter 80′ hoher, mit einem Satteldach versehene Thurm, zugleich erneuert wurde. Derselbe ist fünf Stockwerke hoch, viereckig massiv erbaut, und gehört wegen seiner germanischen, besonders auf der Nordseite noch wohl erhaltenen Bauart, zu den schönsten Thürmen des Bezirks. Die drei unteren Stockwerke sind nur mit Schießscharten versehen; das vierte hat spitzbogige Blendnischen, in welchen sich spitzbogige Fensterchen befinden, und das fünfte Stockwerk rundbogige Blendnischen mit kleinen spitzbogigen Fenstern. Um die beiden oberen Abtheilungen laufen schön gehaltene germanische Friese, während an den Giebelseiten leicht erhöhte, staffelförmige Verzierungen angebracht sind. Das Innere der Kirche ist sehr freundlich, und namentlich die Kanzel, wie auch die Altäre, mit Gold und Blau reich geschmückt. Von den Altären enthält der Hochaltar das von Bauer aus Ulm gemalte Bild des Gekreuzigten; von den Seitenaltären stellt der eine, von Maler Huber aus Weissenhorn gut ausgeführt, Maria mit dem Jesuskinde dar.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)