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auf der Schoos; der andere Seitenaltar enthält den heil. Leib des Benedictus. Das in der Kirche aufbewahrte heil. Grab ist zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Maler Forcher mit vieler Kunstfertigkeit ausgeführt worden. Die Baulast der Kirche hat zunächst der Stiftungspflege in subsidium der Großzehentherr.

Der um die Kirche gelegene, mit einer Mauer versehene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1835 vollends aufgegeben, während ein neuer, 1/8 Stunde südlich vom Ort an der Landstraße gelegener längst errichtet war; derselbe ist ummauert und hat eine von der Stiftungspflege zu unterhaltende geräumige Kapelle zum heil. Vitus. Sie ist freundlich, und die Decke des Innern mit gut ausgeführten bildlichen Vorstellungen der leiblichen Werke der Barmherzigkeit von dem in neuester Zeit verstorbenen Historienmaler Jacob Speth in Dietenheim ausgestattet.[1] Außer den Gemälden von Speth ist in der Kapelle noch eine alte gut gemalte Gedenktafel aufgehängt, die mehrere knieende männliche und weibliche Personen darstellt und der Familie Brenner, namentlich einem Lorenz Brenner, Bürger zu Dietenheim († 1595) gewidmet ist. In den Reihen der dargestellten Personen, welche entweder Kinder oder Geschwister des Lorenz Brenner vorstellen, befindet sich auch ein Martin Brenner, Bischof zu Seccau (s. unten).

Einige hundert Schritte westlich vom Ort am Wege nach dem Neuhauser Hof steht die Kapelle zur heil. Mutter Gottes; ihr vormaliges Vermögen ist mit dem Pfarrkirchenfonds vereinigt worden, weßwegen die Unterhaltung derselben aus dem in den Opferstock fallenden Geldern bestritten wird.

Das alte, aber dennoch sehr wohnliche Pfarrhaus mit seinen ansehnlichen Öconomiegebäuden, Hofraum und Gärten liegt im südwestlichen Theil des Orts und bildet einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz, von dem man eine freundliche Aussicht in das Iller-Thal genießt.

Ein gut erhaltenes Kaplaneihaus befindet sich in der Nähe der Kirche.

Das an der Hauptstraße, gegenüber der Kirche gelegene Rathhaus, das mit seiner Vorderseite aus rundbogigen Arcaden steht und auf der Mitte des Firstes ein Thürmchen trägt, wurde im Jahr 1824 neu erbaut, und enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath noch zwei Schulen und die Fruchtschranne; die an


  1. Speth ist den 6. Mai 1820 in Dietenheim geboren; ihm verdankt nicht nur sein Geburtsort, sondern auch die Umgegend mehrere Gemälde, die das künstlerische Talent des Meisters bekunden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)