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Im Jahr 1805 nahm Bayern Besitz von Dellmensingen, trat aber 1810 Schloß und Dorf an Württemberg ab.

Die Kirche wurde 1524 von Erbach getrennt und damals erst selbstständige Pfarrei.

Den Pfarrsatz hatte bei acht Erledigungen die Grafschaft Kirchberg fünf Mal, das Stift Ellwangen aber drei Mal. Gegenwärtig ist er landesfürstlich. Patron zur Kaplanei ist neuerlich Graf Reuttner v. Weyl.

Ein hiesiges Gut erkaufte im Jahr 1331 das Kloster Roth (Stadelhofer Hist. Roth, 1, 81), einen Hof im Jahr 1352 das Kloster Söflingen, welches letztere hier Unterthanen, Steuer und Dienste hatte.


Dietenheim.
Gemeinde III. Kl. mit 1281 Einw., worunter 18 evang. und 6 Juden.   a. Dietenheim, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1274 Einw.   b. Gerthof, Hof, 2 Einw.   c. Neuhauserhof, Hof, 5 Einw. – Kathol. Pfarrei. Die evang. Einwohner sind nach Unter-Balzheim eingepfarrt.


Das schöne, regelmäßig gebaute Pfarrdorf, dem man nach seiner ganzen Anlage die ehemalige Stadt ansieht (s. hier. unten), liegt frei und eben in dem freundlichen, hier etwa eine Stunde breiten Iller-Thale, an der mitten durch den Ort führenden Ulm–Leutkircher Landstraße, mit welcher sich die von dem vier Stunden westlich gelegenen Laupheim herführende Landstraße im südlichen Theile des Dorfs vereinigt; von letzterer geht auf der Ortsmarkung eine Vicinalstraße nach Siessen ab. Im Jahr 1834 ließ eine aus Bayern und Württembergern bestehende Gesellschaft eine hölzerne Brücke über die Iller auf Actien erbauen, welche die Verbindung mit den jenseits der Iller gelegenen Orten herstellt, wofür von der Gesellschaft Brückengeld erhoben wird.

Der Ort besteht aus meist freundlichen, zum Theil ansehnlichen, enge zusammen gebauten Gebäuden, und ist mit reinlich gehaltenen Ortsstraßen versehen; von dem ehemaligen Stadtgraben sind noch deutliche Überreste hinter dem Pfarrhause vorhanden.

Die Lage des Orts ist angenehm, gesund und erlaubt über die Iller hinweg eine freundliche Aussicht in das nahe angrenzende Bayern; in vielen Verzweigungen und mehrere Inseln bildend fließt östlich die Iller vorüber, von der ein Arm bis auf einige 100 Schritte sich dem Dorfe nähert. Die Ufer wie die Inseln sind theils Kiesbänke, meist aber mit den verschiedensten Gesträuchen wild bewachsen, und rufen einen auffallenden Contrast mit den anliegenden, wohlgebauten Flachfeldern hervor.


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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)