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4. Alterthümer.
A. Römische.

Von Überresten aus der römischen Periode findet sich im Bezirk eine schon längst bekannte Römerstraße (Donaustraße); sie führt unter den Benennungen „Heerstraße, alter Postweg, Heidenweg“ in beinahe schnurgerader, nordöstlicher Richtung von Ertingen her, südlich an den Bussen vorüber durch die Oberamtsbezirke Riedlingen und Ehingen (siehe die Oberamtsbeschreib. von Riedlingen, S. 20, und die von Ehingen, S. 8), und erreicht die diesseitige Bezirksgrenze 1/2 Stunde westlich von Stetten; von hier an ihre gerade Richtung immer noch einhaltend, hat sie ihren Zug über die von der Westernach und Dirnach durchzogene Riedebene, zwischen Stetten und Dellmensingen durch, überschreitet 1/4 Stunde südöstlich von letzterem Ort die Schmiehe, und erreicht 3/4 Stunden östlich von Dellmensingen den Seebach und zugleich den zwischen Dellmensingen und Unterweiler gelegenen Wald. Bis hieher sind die Spuren der Straße, welche großentheils noch als solche benützt wird, für den erfahrenen Forscher leicht erkenntlich, dagegen haben sie sich in dem oben angeführten Walde mehr verwischt, sind jedoch durch die in neuerer Zeit von Professor Oken mit vieler Mühe und Sorgfalt gepflogenen Untersuchungen wieder aufgefunden und bis an das östliche Ende des Waldes, 1/8 Stunde südlich von Unterweiler, verfolgt worden.

Von dem Eintritt in den Wald an dem Seebach läuft die Straße ebenfalls in ganz gerader Linie fort, nur nimmt sie eine etwas nördlichere Richtung an, welche ihr gegeben werden mußte, um sie einer günstigen Übergangsstelle über die Iller zuzuführen. Wenn nun die durch den Wald führende gerade Straßenlinie verlängert wird, so zieht diese zunächst an dem Hof Fischbach vorüber und 1/8 Stunde nördlich von Unter-Kirchberg an die Iller, wo in jüngster Zeit Spuren einer römischen Niederlassung, welche ohne Zweifel zur Deckung des Flußübergangs angelegt war, aufgefunden wurden. Jenseits der Iller werden die Spuren der Straße in der Nähe der Ulm-Memminger-Landstraße wieder deutlich sichtbar; nach diesen führte sie in gerader Linie, jedoch mit einer etwas südlicheren Richtung nach Finningen, wo die römische Niederlassung Phäniana (Piniana, Finniana) stand, und von da über Steinheim nach dem Ort Straß, welcher ohne Zweifel seinen Namen von der ehemaligen Römerstraße erhielt; von Straß zog sie weiter nach Günzburg (Guntia).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 088. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)