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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

drei Lehrzimmer und die Wohnungen des ersten Schulmeisters und des Lehrgehilfen, der zweite Schulmeister bewohnt ein besonderes, der Stadt gehöriges Haus. Ein Turnplatz befindet sich bei der Kirche.

Das oben am Marktplatze stehende Rathhaus ist von unten herauf ein sehr altes, theilweise mit Buckelsteinen aufgemauertes Gebäude; es trägt die Jahreszahl 1581, was gewiß die Zeit bezeichnet, da es seine jetzige Gestalt mit dem hölzernen Aufbau erhielt. Sein Inneres ist noch ganz alterthümlich, mit Küche und Tanzboden, die Zimmer sind getäfelt und mit Zahnschnitzwerk geschmückt; dann bewahrt man hier noch ein altes, 31/2’ langes, 3″ breites, oben gerad abgeschnittenes zweischneidiges Schwert, das beim Abhalten des Gerichtes auf den (auch noch erhaltenen) Tisch geschraubt wurde.

Das ziemlich umfangreiche, an der Ostseite der Stadt stehende Wöllwart’sche Schloß wurde schon 1716 an hiesige Bürger verkauft und umgestaltet, es zeigt noch ein Treppenthürmchen und über dem Haupteingange das Wöllwart’sche Wappen mit der Jahreszahl 1524.

Den Platz zum Schlosse erkaufte Jörg von Wöllwart 1524, die Burg auf dem Berge verlassend, von dem Abt und Konvent zu Königsbronn; der alte Pfarrhof war hier gestanden und Jörg gab ein anderes Haus dafür tauschweise her (s. hier unten).

Dann ist noch zu erwähnen die südwestlich an der Kirche stehende Mühle, ein großes alterthümliches Haus mit schöner Steintafel über der Thüre, worauf das Wappen des Herrn von Wöllwart und seiner Frau, geb. von Türkheim, und die Jahreszahl 1608.

In Beuren und in Buch steht je eine Kapelle, die in Buch noch aus gothischer Zeit und jetzt wieder hübsch erneuert, mit der Jahreszahl 1519 über dem spitzbogigen Eingang, sie besitzt einen schönen, wohlerhaltenen, ohne Zweifel auch im Jahre 1519 verfertigten Flügelaltar aus der Ulmer Schule, im spätgothischen Stil gehalten, in den schon Renaissanceformen reizend hineinspielen. Die Predella zeigt die 14 Nothhelfer, der Altarschrein die holzgeschnitzten Gestalten der Maria mit dem Leichname des Herrn, neben St. Katharina und St. Jakobus. Auf den Flügeln ist außen höchst anmuthig gemalt der englische Gruß, innen sieht man den heiligen Wenzel und die heilige Barbara. Flügel und Altarschrein sind gegen oben mit schönem Laubwerk geschmückt; der Schrein schließt mit einem Rundbogen, in dem holde Engelchen (Putten) schweben, und darüber erhebt sich eine reiche Bekrönung von Astwerk mit Kreuzblumen.

Sehr gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend für die Stadt drei laufende Brunnen, darunter der vierröhrige Marktbrunnen mit eisernem Trog, woran das Wappen der Stadt und 1777, sodann noch 10 Pumpbrunnen; Beuren hat einen laufenden, – Buch 8 Pumpbrunnen. Der Marktbrunnen wird mittelst einer längeren

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_340.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)