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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

her über Straßdorf nach Gmünd und dort in die oben angeführte Remsstraße, oder, was sehr wahrscheinlich ist, kreuzte diese bei Gmünd und zog bis an den 1 Stunde nördlich von der Stadt vorüberziehenden Limes. Ob die alte Bettringer Steige, deren Fortsetzung über Bargau und den Aalbuch nach Augsburg führte und im Mittelalter eine bedeutende Heerstraße war, ursprünglich von den Römern angelegt wurde, läßt sich nicht mehr nachweisen. Überdies befinden sich etwa eine Stunde nordöstlich von Gmünd auf dem Herlikofer Feld noch Reste einer alten Verschanzung, die unzweifelhaft von den Römern herrührt. All diese Umstände, besonders aber die Lage von Gmünd und das Zusammentreffen von zwei Römerstraßen bei der Stadt lassen mit vieler Gewißheit vermuthen, daß an der Stelle Gmünds am Vereinigungspunkt mehrerer Thäler und gerade auf dem flachen Ausläufer zwischen zwei Thälern die Römer, welche bekanntlich derartige Lagen für ihre Wohnplätze auswählten, schon eine Niederlassung hier gegründet hatten. Diese längst gehegte Vermuthung wird aber in neuester Zeit durch die Entdeckung einer römischen Wasserleitung im Süden der Stadt noch mehr bestätigt und begründet. Auch wurde beim St. Katharinen-Spital ein aus Sandstein roh gearbeiteter, 8′ langer Trog (vielleicht röm. Ursprungs) ausgegraben.

Auf einem Bergvorsprung gegen das Remsthal, gerade oberhalb der Rinderbacher Mühle, unweit dem Georgishof, stand die spurlos verschwundene Burg der Herren von Rinderbach, und etwa 1/4 Stunde südöstlich von derselben auf der anderen Seite der Rems sieht man noch Graben und Wall der Rechberg’schen Burg Bettringen.

Was die schon oben genannte Etzelburg betrifft, so ist gewiß, daß in Urkunden von 1385, 1459 u. s. w. Wiesen unter der Etzelburg, ferner 1505 Wiesen vor dem Utinkofer Thor unter dem Etzelberg genannt werden; allein historische Nachrichten von einer Etzelburg und von einem dagesessenen Geschlecht fehlen gänzlich. Es ist daher beinahe unzweifelhaft, daß die Stelle bei dem Schierenhof, wo die Etzelburg gestanden sein soll, wo aber nach gründlichen Untersuchungen eine ziemlich ausgedehnte römische Niederlassung stand, später von dem Volk einfach die Burg genannt wurde, und weil der Berg, auf dem die Niederlassung stand, der Etzelberg heißt (s. oben), so nannte man die Burg die Etzelburg.

Bei den Vogelhöfen soll die Burg Etzelwang gestanden sein, deren übrigens nirgends Erwähnung gethan wird; dagegen ist 1197 von einer Wüstenrieder Marksteinsetzung die Rede im Schnecken- und Brögerberg, wie auch von einer Schnecken- und Brögerhalde, so daß hier der abgegangene Ort Brogenhofen zu suchen ist, von dem ein Theil der Vetzer sich nannte.

Eine Burg Wolfsthal hat es nie gegeben; eine Gmünder Familie hieß Wolf, eine andere Thaler; die Wolf nahmen sehr spät

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)