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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Johannes; sie sind von schweren und unentschiedenen Formen und auch aus dem natürlichen Felsen gemeißelt. Eine neuere Inschrift dabei sagt: Dieß Kreuz wurde ausgehauen etlich Jahr ehr Gmünd mit einer Mauer umgeben war, und ist renovirt worden im 6. Jahr der Regierung Mathias. Die obere Kapelle bildet einen sehr hübschen Raum, von zwei flachen Rippenkreuzgewölben überspannt, auf deren Schlußsteinen Reichsadler und Einhorn sehr schön ausgehauen sind. Den Altar schmückt ein werthvolles Bild, die Schmerzensmutter, mit der Jahreszahl 1536, aus der Herrgottsruh-Kapelle stammend; rechts steht in einer Art Grotte aus dem Fels herausgehauen ein großer erneuerter Ölberg, und an der Ostwand eine sehr hübsche epitaphienartige Gedenktafel mit Christus am Kreuz, gefertigt von Casp. Vogt. Die Kirchenstühle zeigen in beiden Kapellen hübschen Rococostil. Westlich am Kapellenfelsen, der vor einigen Jahren ganz frisch überarbeitet ward, steht ein achteckiger, dreistockiger Glockenthurm, erbaut in schlichter Renaissance; er hat über dem Eingang eine mit schönen Skulpturen versehene Inschrifttafel: „Als Anno 1617 diser stain oder capel Renoviertt worten. sein heren stettmaister in der Regierung gewesen. Jacob spindler Balthas pfiningman und marttini grieb.“ Auf der Tafel steht man einen Crucifixus und die drei knienden Gestalten der Genannten und im Hintergrund die drei Kaiserberge. Auf dem Thurm hängen drei Glocken; auf der größten steht: Fusa a Jos. et Nic. Arnoldt in Dünkelsbihl. 1780., auf der andern: goss mich Christian Victor Herold in Nürnberg. 1763; die dritte Glocke ist unzugänglich.

Im Jahr 1770 wurde für den Salvator von dem Handelsherrn und Kassier Debler eine jetzt mit der Kirchen- und Schulpflege verbundene beträchtliche Stiftung gemacht und auch das Beneficiathaus erbaut. Sie hat auch das Recht, aus ihren Mitgliedern den Pfarrer von S. Salvator zu wählen; dieser hat freie Wohnung auf dem Berge und muß wöchentlich dreimal in der Kirche Messe lesen. Außerdem hat die Stahl-Storr’sche Familie noch ein zweites Beneficiat daselbst (s. auch unter den hist. Theil).

3. Die St. Katharinenkirche, 1/8 Stunde westlich von der Stadt beim Katharinen-Spital gelegen; sie ist zu Anfang des 14. Jahrhunderts gegründet und wurde in der Zopfzeit umgebaut, durch die Nordseite führt ein hübsches Portal. Das Innere ist mit Fresken und einem tüchtigen Renaissance-Altar geschmückt, dessen Mittelbild die Enthauptung der h. Katharina vorstellt; im Chor sieht man noch ein schönes, gothisches Sakramentshäuschen. Auf dem First sitzt ein sog. Dachreiter, in dem eine alte gothische Glocke hängt. Die Unterhaltung hat die Kirchen- und Schulpflege.

4. Die Kirche in Gotteszell (s. unten).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)