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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

der Gegend bilden die um die Stadt gelegenen Gärten mit ihren Villen, wie auch die zahlreichen, hinter Baumgruppen versteckten Einzelhäuser und Höfe, welche sich malerisch zerstreut in der Thalebene, besonders aber an dem Thalgehängen lagern und die Gegend so freundlich beleben, eine Erscheinung, die keine andere Stadt in Württemberg in solcher Mannigfaltigkeit und Schönheit aufzuweisen vermag. Ersteigt man nur mäßige Anhöhen zunächst der Stadt, so genießt man nicht allein einen herrlichen Blick über die Stadt selbst, sondern auch in die lieblichen mattenreichen Thäler, hinter denen bald die großartigen Vorberge der Alb, Staufen, Rechberg und Stuifen, auftauchen, und steigt man noch höher hinauf, so erscheint ein großer Theil des Nordwestabfalls der Alb und bildet einen kräftigen Hintergrund der Landschaft. Von den Aussichtspunkten in der Umgegend der Stadt nennen wir: den Salvator, die Villa von Buhl auf dem Hohlenstein, das Hardt, den Straßdorfer Berg, die Vogelhöfe und die Köhlerhütte; letztere im Wald gelegen, erlaubt durch Lücken zwischen üppigen Waldbäumen reizende Blicke über die Stadt und an die drei Vorberge der nahen Alb. Gmünd selbst mit seinen Ringmauern, großartigen Kirchen und zahlreichen Thürmen erscheint von außen gesehen als eine sehr ansehnliche, im Mittelalter wohl befestigte Stadt, die sich, ungeachtet schon mancher Schmuck ihres ursprünglichen Aussehens im Laufe der Zeit fallen musste, dennoch ihr altehrwürdiges Gepräge noch gut erhalten hat und die von vielen Seiten recht malerische stattliche Ansichten bietet.

Die Stadt, welche in die innere ummauerte Stadt (Altstadt) und in die ebenfalls mit Mauern, Gräben und Zwingern umgebenen Vorstädte zerfällt, ist im allgemeinen unregelmäßig angelegt und mit Ausnahme einiger breiten Straßen, wie die Bockgasse, Ledergasse, vordere und hintere Schmidgasse, der Entengraben etc., von mäßig breiten, häufig schmalen Straßen und Gäßchen durchzogen, die indessen durchgängig reinlich gehalten, theils macadamisirt, theils mit klein gefügtem Pflaster versehen sind. Von Gassen werden in Urkunden genannt: die Utighofergasse im Jahr 1347, die Näbergasse 1348, die Milchgasse 1368, die Ledergasse 1415, die Schmidgasse 1431, die Klingharts- und Pfeiffersgasse 1435, die Barfüßergasse 1516 und außerhalb der Stadt die Siechengasse 1384. Von öffentlichen Plätzen sind außer dem schönen Marktplatz noch die beiden Kirchplätze, der sog. kalte Markt, der Platz beim Kornhaus und der in der hintern Schmidgasse zu nennen. Um den Marktplatz gieng ein Burgfriedensbezirk mit höheren Strafen für darin begangene Unbill.

An den Straßen und Plätzen lagern sich theils ganz gedrängt, ohne Zwischenräume, theils durch Gärten und Hofräume unterbrochen, die im allgemeinen freundlichen, mitunter sehr ansehnlichen Gebäude, welche häufig nicht in gerader Linie neben einander, sondern das

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)