Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

desto energischer vorzurücken. Dabei war nun viel geplündert und verderbt worden, neben großen Quartierskosten in der ganzen Umgegend. Eine Specifikation in Bartholomä berechnet den Schaden an Geld, Brod, Mehl, Schmalz, Milch, Gänsen, Hennen, Eiern, Fleisch, Schuhen, Tuch, Hemden, Halstüchern, Tabakspfeifen, Wein, Bier, Branntwein und Hausrath auf 21.116 fl. 37 kr., worunter der Pfarrer mit 277 fl. – Neue Kosten machten 1797 die österreichischen Quartiere, welche im Bezirk vom April bis Decbr. u. s. f. erwähnt werden; 1800 und 1801 gab’s sogar französische Besatzung.

Wie Gmünd 1802/03 als Entschädigung an Württemberg gegeben wurden wie überhaupt der größere Theil des Oberamts allmählig, bis 1810, an die Krone Württemberg kam, ist schon VII, 1 gesagt.

Damit war zu neuen Abgaben auch die vorher so gefürchtete Conscription gekommen; 1805, 5. Oktober zog der neue Kaiser Napoleon, gegen Ulm rückend, persönlich durch’s Remsthal, und wieder gegen Österreich am 15. April 1809, wobei er an der Rinderbacher Mühle durch einen frischen Trunk sich erquickte. Kriegerische Ereignisse haben den Bezirk nicht mehr berührt, nachdem von Ulm her ein Theil der österreichischen Kavallerie über Gmünd und durch’s Remsthal hinauf sich retirirt hatte 1805, 15/16 Oktober. Um so drückender waren aber bis 1815 die (etwa 1811 ausgenommen) jährlichen Durchmärsche und bald längeren, bald kürzeren Einquartierungen französischer und deutscher Truppen, Kriegsgefangener, Verwundeter u. dgl.

Von allgemeineren Unglücksfällen erwähnen wir noch die große Hungersnoth 1771/72, welcher man durch Bestellung von Getreide aus den Niederlanden zu begegnen suchte, weil die Nachbarn gewöhnlich durch Ausfuhrverbote sich selbst helfen wollten; eine Seuche und viel herumstreichendes Bettler- und Jaunergesindel kam im Gefolg der Theuerung.

Da Überschwemmungen und Hagelwetter gewöhnlich mindestens einige Markungen oder ganze Landstriche treffen, so stellen wir an diesem Platz eine Reihe von Nachrichten zusammen, aus einzelnen Orten stammend, gewiß aber auch die Umgebung berührend.

1530 war so große Dürre, daß manche Bäche austrockneten. 25. Juni 1531 war ein schweres Gewitter, das zu Gmünd in den Königsthurm schlug und eine so große Überschwemmung verursachte, daß die Stadtmauern zum Theil beschädigt wurden. 1601, 6. Sept. ein starkes Erdbeben verspürt; 1598, 6. Mai, 1613, 13. Juni und 8. Juli; 1646, 3. Juli verheerende Hagelwetter; 1661, 28. Jan. Überschwemmung der Rems, welche bei Gmünd große Verheerungen anrichtete. 1721, 16. Juni Hagelwetter zu Waldstetten und Winzingen etc.; 1729, 29. Jan. und 1730, 24. März große Überschwemmung

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)