Seite:Oberamt Ehingen 076.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf einer Anhöhe, theils im Schmiechenthale und wird deßwegen in die obere und untere Stadt getheilt. Mit der obern Stadt ist eine kleine Vorstadt verbunden, welche durch besondere Mauern und Graben befestigt, ehemals eine Art von Vorburg bildete. Ein, außerhalb der Stadtmauern gelegener, kleiner Theil der Stadt heißt „im Grockenthal,“ oder Groggenthal, woraus man das römische Dracuina machen wollte. Die Lage der Stadt, insbesondere der untern Stadt, ist ziemlich beengt, die Beschaffenheit derselben aber nicht schlecht; vorzüglich hat die obere Stadt, worin sich die Hauptgebäude befinden, ein sehr gutes und freundliches Aussehen, eine gerade breite Straße, welche als die Hauptstraße auch durch die untere Stadt fortsetzt, einen heitern Marktplatz und ansehnliche Gebäude. Die Nebenstraßen sind unbedeutend, die größten davon sind: die Tuchergasse und die Pfaffengasse. Ein Theil der Straßen ist ungepflastert, was übrigens weder Reisende noch Fuhrleute zu bedauern haben. In der Stadt vereinigen sich 4 Landstraßen, die Ulmer, die Stuttgarter, die Riedlinger und die Biberacher.

Die Haupt- und öffentlichen Gebäude, welche hier Erwähnung verdienen, sind

1) die Pfarrkirche, oder erste Stadtkirche (St. Blasiuskirche) auf dem felsigen Rande über dem Schmiechenthale gelegen, eine ansehnliche Kirche mit 14 Altären, einem großen spitzigen Thurme; zu den ausgezeichneten Kirchen kann sie jedoch nicht gerechnet werden. Sie wurde i. J. 1738 um ein Drittheil erweitert und 1767 wurde der Chor und die Sakristey neu gebaut. Die Kirche ist Eigenthum der Pfarrkirchenpflege, und wird auf deren Kosten gebaut und unterhalten; im Nothfall haben die Universität Freyburg und der Spital, deren Antheil durch eine Übereinkunft von 1589 festgesetzt ist, einzutreten;

2) die Marienkirche oder zweyte Stadt- und Spitalkirche, ehemalige Franziskaner Kirche, am südwestlichen Ende der Stadt, auf dem Frauenberge. An ihrer Stelle stand eine, ursprünglich von dem Grafen Ulrich von Berg 1239 erbaute,


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_076.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)