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den Zehnten je zur Hälfte hatten, der Staat und die Pfarrey Nellingen. Die Ortspfarrey bezieht auch den Heu-, Öhmd-, Obst- und Blutzehnten.

Merklingen ist ein ansehnlicher, wohlgebauter Ort, der auf einer weiten, fruchtbaren Ebene der Alp liegt. Der Ort hat ein Rath- und ein Schulhaus, 3 Schildwirthschaften und eine Brauerey, aber kein anderes als Cisternenwasser. Die Einwohner sind wohlhabend und betreiben neben dem Feldbau die Leinenweberey stark; es befinden sich gegen 100 Weberstühle mit 37 Meister und 36 Knappen in dem Orte.

Die Kirche zu den h. 3 Königen ist alt, aber gut gebaut, sie ist mit einem sehr hohen mit einer Kuppel bedeckten Thurme versehen, der 1797/99 mit einem Kosten von etlich und zwanzigtausend Gulden erbaut wurde. In der Kirche befindet sich ein sehenswerther Altar mit gut geschnitzten Bildern und einem Gemälde. Die Baulast der Kirche und der Schule hat die Stiftungspflege, die des Pfarrhauses der Staat. Filial der Kirche ist Witterstall. In früherer Zeit war auch noch eine Kaplaney mit der Kirche verbunden, die nach der Reformation aufgehoben wurde. Die Schule ist, wie in den meisten vormals ulmischen Orten, nach den Geschlechtern getheilt. Das Schulgeld wird für alle Kinder aus der Stiftungspflege bezahlt, die in sehr vermöglichen Umständen ist.

Merklingen gehörte vormals der Reichsstadt Ulm, und war der Sitz eines eigenen Amts, bis dieses 1714 aufgelöst und M. dem Amt Nellingen zugetheilt wurde. Das Amthaus wurde nun zum Pfarrhaus gemacht, und das alte Pfarrhaus verkauft. Das Haus soll früher ein Kloster gewesen seyn; es findet sich jedoch in Schriften keine Spur davon. Dagegen heißt noch ein ganzer Bezirk welcher mehrere Häuser und darunter auch das vormalige Amthaus umfaßt „im Kloster.“ Unter ulmischer und nachher bayerischer Herrschaft hatte M. auch eine Zollstätte.

Das Patronat der Kirche gehörte dem Stift Wiesensteig, das es im Jahr 1331 von Graf Johannes v. Helfenstein zum Geschenk erhalten hatte, und dem schon bey seiner Stiftung

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)