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und es wurde den Einwohnern verboten, einen andern, als den katholischen Gottesdienst zu besuchen und ihre Kinder durch einen andern, als einen katholischen Geistlichen taufen zu lassen. Dennoch blieben sie der evangelischen Lehre getreu, und verbanden sich gegenseitig eidlich, nicht davon abzulassen. In dieser Zeit wurden viele Kinder zu Ulm und in ulmischen Orten, namentlich in Bermaringen, wo die evang. Lehre noch in Ausübung geblieben war, getauft. Claudia blieb im Besitze von Blaubeuren bis zum westphälischen Frieden. Während ihrer Herrschaft, 1642, wagte es „die muntere Besatzung von Hohentwiel“ einen Streifzug bis ins Ach- und Blauthal zu machen, wobey sie nicht nur das Kloster Urspring heimsuchte, sondern am 31. Okt. auch Blaubeuren überfiel, das Kloster plünderte und den kath. Abt Raymund gefangen mit sich fortschleppte. Auf ihrem Rückzuge wurde sie in der Nähe des Dorfs Ittenhausen von den Zwiefalter Bauern, unter Anführung der Herren von Schilzburg und von Maisenburg angegriffen, die Beute wurde ihr wieder abgejagt und der Prälat befreyt[1].

Kraft des westphälischen Friedensschlusses, Art. IV., mußte Blaubeuren mit Allem was dazu gehörte, dem Hause Würtemberg wieder zurückgegeben werden. Dieß geschah auch noch am Schlusse des Jahrs 1648; wegen der Lehensfälligkeit, welche früher schon bey dem Regierungs-Antritt des Herzog Friedrich I. so vielen Kampf verursacht hatte, dauerte der Streit noch bis 1692 fort, wo er endlich verglichen wurde[2].

Im J. 1502 entfloh Herzog Ulrich der Pest in Stuttgart und hielt sich einen Monat lang in Blaubeuren auf. Aus nicht minder unangenehmer Veranlassung verweilte der Herzog später daselbst. Am 11. Oktbr. 1516 war nehmlich Ulrich von dem Kaiser zu Augsburg wegen seines Vergehens gegen Hutten und die herzogliche Gemahlin Sabina, und


  1. S. Beschr. des Oberamts Münsingen; Sulger Anal. Zwif. II. S. 261 Sattler Hz. VIII. S. 40.
  2. Sattler Gesch. v. Würt. Hz. V. S. 164; VII. S. 109, 212; VIII. S. 27, 40, 185-236; IX. S. 2.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_123.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2016)