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Das Kloster, worin das evangelische Seminar seinen Sitz hat, und innerhalb dessen Mauern auch der Sitz des Forst- und Cameralamts sich befindet, ist hauptsächlich wegen seiner Kirche merkwürdig, und diese wieder vorzugsweise wegen ihres schönen Hochaltars. Die gegenwärtigen Klostergebäude sammt der Kirche sind, nach den noch vorhandenen Inschriften, ein Werk des 15ten Jahrhunderts, erbaut von 1467–1496 unter den Äbten Ulrich Kundig, Heinrich Schmid (Fabri), dessen Wappen, ein Hufeisen, sehr häufig vorkommt, und Gregorius Rösch. Die Kirche hat eine sehr ansehnliche Größe; da sie aber längst nicht mehr gebraucht wird, so ist vor ungefähr 20 Jahren das Schiff derselben zu einem herrschaftlichen Fruchtkasten eingerichtet und durch eine Mauer von dem Chor geschieden worden. In dem Chor, sowie in dem Kreutzgange und an andern Orten, findet man noch mehrere Denkmäler – Wappen, Grabsteine und Inschriften von Äbten und Edelleuten, namentlich auch von den Grafen v. Ruck und Pfalzgrafen von Tübingen, den Grafen von Helfenstein, den Schenken von Winterstetten etc. Der Chor ist rundum mit Stühlen von künstlichem Schnitzwerk besetzt[1].


  1. Zu beyden Seiten des Eingangs stehen die Bildnisse des Pfalzgrafen Friedrich von Tübingen und seiner Gemahlin mit den Inschriften: „Fridericus Palantinus ego contuli Sancto Johanni Baptiste ecclesiam Sancti Albani in Laichingen et molendinum Ulme“ und links: „et uxor ejus.“ Sodann kommt rechts das Bildniß Heinrichs mit der Inschrift: „Henricus comes quinque allodia Hadenhula, Wineden, Hohenhülina, Berghulen, Tragenwyler;“ ferner das Bildniß Anselms und seiner Gemahlin mit: „Ego cum conjuge mea Berchta contuli villam que dicitur rotenacker et hödorf et fui fundator dimidie partis ecclesiae; Anselmus comes, Berchta uxor ejus.“ Weiterhin findet sich auch noch ein Bildniß mit der Unterschrift. „Adelheit comitissa“ (des Pfalzgrafen Sigibotos Gemahlin). Auf der linken Seite steht ein Bildniß, vermuthlich des Pfalzgrafen Sigibots, darunter: „contuli S. Johanni Baptiste ...“ das Übrige ist verdorben; eben daselbst die Bildnisse der Söhne Sigibotos mit der Inschrift: „Sigfridus comes, Waltherus comes, filius ejus;“ sodann zu Sigfrids Bild: „hic fuit fundator dimidie partis hujus ecclesie et dedit Treffensbuch, Waldsteten, Calmunzbuch, in dotem ecclesie, cum decimis in Sussen;“ zu Walters Bild : „Ego et frater meus Wernherus, clericus, contulimus agrum Benelgrüb et Altenthal.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)