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sprach alle hohe und niedere Obrigkeit sammt der Gemeindeherrlichkeit u. s. w. an, mußte aber 1577 der Propstei zugestehen die volle Obrigkeit auf ihrem Grund und Boden, sowie Theilnahme an der Obrigkeit auf den Gassen. Auch Wellwart prätendirte die Obrigkeit über seinen Unterthanen.

b) Armenweiler heißt die politische Gesammtheit der völlig zusammengebauten 3 Weiler: Spagenweiler und – Hofherrnweiler sammt Volkmarsweiler, 1/4 Stunde von Unter-Rombach. Seit alten Zeiten besaßen die Herren v. Wellwart als ellwang. Lehen 1) den Hofherrnhof und 2) das Gut Volkmarsholz, welches Jörg v. Wöllwart 1427 von einem Aalener Bürger um 35 fl. gekauft hat. Noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts bildete der Hofherr sammt dem dazugeschlagenen Volkmarsholz blos 3 Hofgüter nebst einer Wirthschaft, zu der an Grund und Boden nur ein Gärtlein gehörte. Erst im Laufe des genannten Jahrhunderts nahm die wellwart. Herrschaft eine Menge von Heimathlosen in ihren Schirm und gestattete ihnen Ansiedlung (s. Pfannenstiel). So entwickelte sich auch hier (und in Mädle) eine Armenkolonie, deren Theilnehmer blos 24 Morgen an Grund und Boden besaßen. So kam denn auch Armenweiler in die Liste der 24 allerärmsten Orte, welchen der Staat eine besondere Fürsorge zugewendet hat und zwar vorzugsweise durch Heranbildung der Jugend für einen ordentlichen Lebensberuf. Es wurde eine Industrieschule errichtet und beim Austritt aus der Schule viel gethan, um theils durch Unterstützung mit Kleidergeld den Eintritt in Dienste zu erleichtern, theils durch Zahlung von Lehrgeldern die Erlernung von Handwerken sowie des Nähens – möglich zu machen. Leider ist der Erfolg nicht im Verhältniß zu den aufgewendeten Summen. Noch ist’s nicht gelungen, auch nur den Kinderbettel zu unterdrücken und selbst nach vollendeter Lehrzeit greifen die jungen Leute gern wieder zur bloßen Taglöhnerei. Im Ganzen jedoch genießen die Bewohner des Armenweilers – im Unterschied von den Pfannenstielern – das Lob des Fleißes und größerer Ehrlichkeit. Mit höherer Unterstützung ist 1850 ein Waldstück von 211/2 Morgen angekauft und zur Urbarmachung und Bebauung gegen einen mäßigen Pachtzins an die ärmeren Einwohner vertheilt worden. Die Industrieschule wurde anfänglich mit den Kindern beider Konfessionen im Unter-Rombacher Schulhause abgehalten. Seit aber 1843 ein kath. Schulhaus erbaut ist, findet eine doppelte Industrieschule statt, 1850 mit 50 evang. und 60 kath. Kindern, für welche 317 fl. und 373 fl. nur für Brod sind aufgewendet worden, im Ganzen 1176 fl. des Jahrs. Die Knaben werden mit Korbflechten beschäftigt, die Mädchen mit Spinnen, Nähen,

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)