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arbeiten als Bergleute und auch die Waldarbeiten sammt der Köhlerei beschäftigen viele Hände, nicht weniger das Fuhrwerk mit Materialien für die Hüttenwerke. Daneben werden nicht blos die auf Dörfern gewöhnlichen Handwerke (circa 60 Meister) betrieben, sondern es hat auch die Nähe des Zahnbergs mit seiner ausgezeichneten Töpfererde die Ansiedlung mehrerer Hafner zur Folge gehabt, welche mit ihrem guten Geschirr Handel treiben bis nach Baiern und Baden.

Obgleich also die meisten Bauernhöfe zerstückelt und der reicheren Leute wenige sind, so erfreuen sich die meisten doch eines mittleren Wohlstandes.

a) Ober-Kochen, ein Marktflecken, 2 Stunden von Aalen, am linken Ufer des schwarzen Kochers, längs der Chaussee ziemlich ausgedehnt gelegen, ist freundlich und in der Hauptsache solid gebaut, meist massiv, freilich so, daß viele Häuser nur ein Stockwerk haben. Strohdächer sind nur 2–3 noch übrig. Die Brunnen, seit 1838 zu laufenden eingerichtet, geben ein sehr gutes Wasser. Der Kocher treibt im Dorfe selbst eine untere und obere Mahlmühle. Zu den 2 Kirchen kommen 2 Pfarr- und 2 Schulhäuser, auch die Wohnung eines K. Revierförsters, ehemals das württemb. Zollhaus.

Die kathol. Pfarrkirche zu St. Peter und Paul ist ein ziemlich altes Gebäude, dessen Chor 1663 neu aufgebaut wurde. Die Baulast liegt zunächst, obwohl bestritten, der Stiftungspflege ob, welche 50 Morgen Wald und 5430 fl. Kapital besitzt.

Die enge und niedere evangel. Pfarrkirche, auf deren Dach ein hölzernes Glockenthürmchen steht, wurde 1582–83 erbaut und die Wohnung des Pfarrers ist mit derselben unter einem Dache. Den kirchlichen Bedarf deckt die Stiftungspflege mit 1825 fl. Kapitalvermögen.

Am östlichen Ende des Dorfes steht eine alte Kapelle zur heil. Ottilie, mit Votivtafeln u. s. w.

Im Wiesenthale, 10 Minuten vom Dorfe abwärts, stand einst unter einer Mauerwölbung ein Bild des mit Ketten belasteten, gegeißelten Christus, welches durch eine Müllerin, die sich für besessen hielt, in den Ruf der Wunderthätigkeit kam und bald das Ziel vieler Wallfahrten wurde. Von den Opfergaben wurde 1755, obgleich der Bischof die Einwilligung versagte und die benachbarten Parochi protestirten, eine eigene Kapelle „zum gekreuzigten Heiland“ erbaut, im Volksmunde „der Wiesenherrgott“.

Als im Oktober 1790 Nachts das thönerne Bild zertrümmert wurde, traf der Verdacht die Protestanten des Orts und es entstanden so viele Verfolgungen, besonders gegen den evangel. Pfarrer,

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)