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Kastenpfleger die städtischen und spitalischen Frucht- und Naturalgefälle, ein Rathsherr endlich die Stadtzinspflege.

Die Haupteinnahmsquellen waren: Frevel und Strafen, Umgeld und Accis, Bürgergeld, Schutz- und Schirmgeld von den Fremden, Nachsteuer und Abzugsgelder, grund- und lehensherrliche Einnahmen, Wald- und Wassererträge, Zinse, Zölle, Zehnten, Dispensationen und Frohnen. Die eigentliche Steuer betrug – von der Bauerschaft auf dem Lande jährlich vier Steuern à 187 fl., von den Bürgern jährlich drei Steuern à 10 kr. von 100 fl. schuldenfreien Vermögens neben einer gleichmäßigen Bürger- und Kreisprästandenstener von 1 fl. 30 kr. u. s. w.

Unter den Ausgaben spielen neben den reichsstädtischen Kosten, als Malefizkosten, Besoldungen u. dgl. eine Hauptrolle die Reichs- und Kreisprästanden, namentlich Kammergerichtszieler (je 211/2 Reichsthaler; – die Reichssteuer betrug ursprünglich 100 Pfund Heller z. B. 1402, später 75 Pfund), Vertretung- und Verschickungskosten u. dgl. m., endlich Militärkosten aller Art. Die Beziehung zu Kreis und Reich war ursprünglich Sache der Bürgermeister und des Stadtschreibers, mehr und mehr ließ aber die Stadt durch die Gesandten befreundeter Städte oder sonstige besoldete Agenten an Ort und Stelle ihre Stimme führen und ihre Angelegenheiten vermitteln.

Die Finanzen der Stadt wurden seit 1736 im Ganzen mit dem besten Erfolge verwaltet und statt der damals vorhandenen großen Schulden sammelte sich allmählig ein baarer Schatz. Indessen die große Theuerung 1771/73 (wo fast die ganze Nachbarschaft allmählig die Fruchtausfuhr sperrte und der Rath von weit her Lebensmittel herbeischaffen mußte und den armen Bürgern zu niedrigeren Preisen abgab) – verschlang 9000 fl. und den Rest zehrten schnell die französischen Revolutionskriege auf, so daß 1803 wieder 75.750 fl. Schulden aufgewachsen waren, denen ein Lieferungsguthaben von 33.763 fl. bei dem K. K. Ärar gegenüber stand.

Unmittelbare Kriegsgefahr hatte die Stadt seit dem dreißigjährigen Kriege nicht mehr durchgemacht. 1688 kam man mit Kontributionen an die Franzosen davon (General Fauquière), welche zu zahlen zwar die Zünfte im Anfang verweigern und sich bis auf’s Äußerste vertheidigen wollten, beim Nahen einer Streifparthie gaben sie jedoch der Forderung des Rathes willig nach. Im spanischen Erbfolgekrieg schickte der Rath eine ausgeloste Deputation den 25. Juni 1707 in’s französische Hauptquartier bei Bargau, welche aber sogar auch das zur Vorsorge mitgenommene Geld – 2500 fl. – wohlbehalten wieder zurückbrachte, indem die Franzosen bereits die Gegend zu räumen anfingen. Weiterhin berührten höchstens Durchmärsche die Stadt bis

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)