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Beziehung auf das Nadelholz haben wir aus neuerer Zeit die Maikäferlarve und den braunen Rüsselkäfer zu nennen, welche in Schlägen, Saaten und Pflanzungen sich bemerklich gemacht haben. Die übrigen Insekten und die Stürme kommen selten in einem Grade vor, der eine Abweichung vom bestehenden Betriebsplan oder außerordentliche Kulturmaßregeln nothwendig machen würde.

Der Oberamtsbezirk gehört zu den waldreicheren des Landes; da die Bevölkerung aber nicht sehr im Zunehmen ist und Boden und Klima dem Feldbau weniger günstig sind, so kommen Waldausstockungen nur ausnahmsweise vor; es sind vielmehr im Laufe der neueren Zeit viele durch langjährige Waide ganz herabgekommene Waldungen wieder aufgeforstet und manche mit einzelnem Holz bewachsene Waidflächen theils ganz zu Wald angelegt, theils aber auch vertheilt und umgebrochen worden.

In den Staatswaldungen ist sowohl für das Laub-, wie für das Nadelholz der Hochwaldbetrieb eingeführt, während früher bei ersterem die Mittelwald- und bei letzterem die Fehmelwirthschaft geherrscht hat. Die Umtriebszeit besteht mit Rücksicht auf den geringeren Absatz von stärkeren Sortimenten in 100 Jahren, bei den noch nicht völlig umgewandelten Mittelwaldungen des Heidenheimer Forsts ist das Haubarkeitsalter sogar auf 80 Jahre gesetzt. In den Laubholzwaldungen der Gemeinden, Grundherren, Gemeinderechtsbesitzer und Privaten bildet die Mittelwaldwirthschaft in gleicher oder proportionirter Flächeneintheilung und mit mehr oder weniger Oberholz in 25–35jährigem Umtrieb die Regel; in den Nadelholzwaldungen hat sich der Fehmelbetrieb fast ausschließlich auf die Privatwaldungen im engeren Sinne zurückgezogen.

Der Zustand der Nadelholzwaldungen ist im Allgemeinen besser, als der der Laubholzbestände, weil diese seiner Zeit durch Wild und Waidevieh, beständig aber durch Streurechen Noth gelitten haben; doch muß auch hier nach dem Besitzstand wohl unterschieden und der unvertheilte Gemeinderechtswald zu den geringeren gezählt werden; denn hier gesellten sich zu den genannten Übeln auch noch die Neigung der gemeinschaftlichen Besitzer zu Vorgriffen in der Nutzung, und die Abneigung, Auslagen für Verbesserungen zu machen. Die Nadelholzwaldungen lassen in der Hauptsache wenig zu wünschen übrig und man trifft Parthien von ausgezeichneter Beschaffenheit. Indessen sind da und dort auch die Spuren früheren Bewaidens, Streustämmelns und Fehmelns noch auf längere Zeit hin sichtbar.

Die Verjüngung der Waldungen geschieht auf natürlichem Wege nach den gewöhnlichen Regeln, wonach die Samen- und Schutzbäume nicht zu lange übergehalten werden, vielmehr zu gelegener Zeit der Anwendung

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)