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des Flözes ist dieses in Abbauflügel eingetheilt, auf welchen die Erzgewinnung stattfindet. Alle vorhandenen Wasser werden hiebei durch die Grundstrecke in den Wasserstollen geleitet, in welchem zugleich das Erz mit „Hunden“ zu Tag gefördert wird, wie denn auch vom Grubenbau Rollschachte in denselben hinabgetrieben sind.

Das jährlich zu gewinnende Erzquantum beträgt ungefähr 75–80.000 Centner , welche vorzugsweise in Königsbronn verhüttet werden. Der Centner kommt auf 61/2–7 Kreuzer und ungefähr 2 Kreuzer Transportkosten.

Auf beiden Gruben geschieht der Abbau mittelst Schießarbeit. Zuerst hauen die Knappen mit ihren Keilhauen in den Sohlenschiefer eine Schramme von 4–5″ Höhe und verschiedener Tiefe, damit die Masse sich besser ablöst, und alsdann werden Löcher gebohrt und mit Pulverpatronen[1] gesprengt, hierauf der Raum mit der Keilhaue oder Schlegel und Eisen vollends rein geputzt.

Wo starke Klüfte, s. g. „Schlechten“, durch’s Gestein gehen, fallen manchmal große Stücke von selbst über den arbeitenden Bergmann, dessen Leben bisweilen auch durch weitfliegende gesprengte Trümmer in Gefahr kommt. Ebendeßwegen ist es eine schöne, aber nur bei der Aalener Grube beibehaltene Sitte, daß erst nach einer gemeinschaftlichen Morgenandacht die Arbeit beginnt.

Das gewonnene Erz wird oberflächlich innerhalb der Grube sogleich sortirt und mit dem Taubgestein der ausgehauene leere Raum wiederum zum Theil ausgefüllt (versetzt), wozu dann noch an den nöthigen Punkten Verzimmerung kommt (mit Tannenholz), um den Einsturz zu verhindern, weßwegen auch ein Theil des Gesteins selbst, die s. g. Bergfesten, stehen bleibt. Die guten Erze werden mit Karren oder auf einem Hundelauf zu Tage gebracht und hier vollends rein geschieden. Die Stollen sind gewöhnlich 7′ weit, 8′ hoch und am Tage eine Strecke weit ausgemauert, weiter hinein nach Bedürfniß verzimmert. Der Bau der einzelnen Örter wird in treppenförmigem Vorschreiten betrieben.

Die Arbeiten geschehen alle im Geding (Accord) und zwar wird gegenwärtig pr. Kubiklachter (7′) bezahlt – für die Gewinnung 10 fl. 45 kr., für die Förderung 3 fl. 20 kr., wobei ein Mann per Schicht, d. h. mit einer Tagesarbeit von 10 Stunden 48–50 kr. verdienen kann, ein Karrenläufer 32–34 kr.

Die Arbeiter theilen sich in Zimmerhäuer, Häuer und Lehrhäuer, Karrenläufer und Grubenjungen und stehen unter der Aufsicht und Leitung


  1. Zum Kubiklachter Gestein braucht man gewöhnlich 8–10 Schüsse und die Ausbeute beträgt ungefähr 160–170 Centner Erz.
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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 069. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)