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Wasseralfingen; sodann die zwei Schützengesellschaften in Aalen; in Wasseralfingen, in Essingen (Unterkochen und Abtsgmünd nicht mehr) je eine, welche alle mit dem Landes-Schützenverein in Verbindung stehen.

Instrumentalmusik wird vielfach gepflegt; in den meisten katholischen Orten bestehen Kirchenmusiken, in Wasseralfingen und Unterkochen Bergmusiken, welche freilich in ihren Leistungen sich nicht gleichbleiben. Die Wasseralfinger Bergmusik hat früher selbst Kunstreisen unternommen.

In Aalen ist ein Stadtmusikus aufgestellt, der an Festtagen Kirchenmusik aufführt und täglich dreimal vom Thurme mit Posaunen abzublasen hat. Bei Todesfällen wird auf Bestellung „Trauer geblasen“, so lange die Leiche im Hause liegt.

e) Die intellektuellen Eigenschaften der Bevölkerung können im Allgemeinen nur als mittelmäßig bezeichnet werden; früher fehlten gute Schulen und kein Wunder also, wenn bei den Gemeinderathswahlen 1819 beinahe mehr Kreuze als Unterschriften sich fanden. Noch immer geht das Lernen in den meisten Schulen ziemlich schwer, zumal die Geringschätzung intellektueller Bildung und höherer Kenntnisse, über welche einst Präceptor Rieger in Aalen klagte, noch nicht ganz verschwunden ist. Das ziemlich ausgedehnte Vereinödungssystem steht natürlich auch hier einem kräftigeren Aufschwung der Volksbildung hemmend entgegen.

Was Genügsamkeit und Arbeitsamkeit betrifft, so kann sich unsere Gegend mit gar manchen andern nicht messen, was aber in den immer noch günstigeren Vermögens- und Erwerbsverhältnissen seinen Grund haben dürfte. Länger andauernde harte Arbeit ist nicht beliebt, um so mehr aber wo immer möglich gutes Essen und Trinken. Gerade der Wirthshausbesuch hat in Stadt und Land seit Menschengedenken außerordentlich zugenommen und entsprechend ist die Consumtion des braunen Biers gestiegen, die des wohlfeileren weißen gesunken; dazu kommen sehr häufige Tanzgelegenheiten bei Hochzeiten, Märkten und Kirchweihen, zumal in der Stadt fast jedes Wirthshaus seine Kirchweih’ auf einen besondern Sonntag verlegte.

Die ältere Sittenstrenge hat überall bedeutend nachgelassen und die Zahl der unehelichen Kinder und kranzlosen Ehen nimmt ansehnlich zu; doch werden im Allgemeinen noch – bei vieler Derbheit – auch Biederkeit, Treuherzigkeit und Dienstfertigkeit an vielen Orten gerühmt. Die schon in älteren Zeiten beobachtete Anhänglichkeit an den Geburtsort und der Glaube an seine und seiner Eingebornen Vorzüge sind auch nicht erstorben und nicht bloß der alte Reichsstadtbürger schätzt alles Ausländische und alle „Hergelaufenen“ gering, sondern auf manchem Dorfe zeigt sich dasselbe, was durch die einstige Absonderung einer Anzahl von selbstständigen,

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)