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Scropheln sind wohl häufig und im Zusammenhang damit tuberkulose Schwindsuchten, doch ohne endemisch verbreitet zu sein. Die Krätze hat in den letzten Jahren auffallend zugenommen. Geisteskrankheiten kommen selten vor, neuestens in Aalen etwas häufiger.

Eigenthümlich ist das häufige Vorkommen des Bandwurms, in Stadt und Land. Ganze Familien waren schon damit behaftet. Als Beispiel außerordentlicher Fruchtbarkeit gedenken wir endlich eines Bauers in Wülflingen, welcher mit 3 Frauen 14–14–12, zusammen 40 Kinder gezeugt hat.

c) Lebensweise. Was die Nahrung betrifft, so begegnen sich Stadt und Land in ihrer Liebe zu Mehlspeisen, besonders „Nudeln“ d. h. Dampfnudeln, im Unterschiede von „geschnittenen Nudeln“. Eine eigenthümliche Speise in Aalen sind die Grosknöpfe von einem besonderen „Grosmehl“, sehr feinem Griesmehl. Das ist die herrschende Speise am Sonntag und „ge Naacht“ Kuchen zu Kaffee, der überhaupt eine immer größere Verbreitung auch auf dem Lande findet.

Andere eigenthümliche Speisen, besonders auf dem Lande, z. B. in Wasseralfingen sehr beliebt, sind z. B. der „Sperrknecht“, ein dicker gewörgelter Teig, in einer Kachel mit Butter aufgezogen, und ein „Süßbrühfleisch“ d. h. Ochsenfleisch in einer Sauce aus Wein, Zucker und Zibeben, besonders bei Hochzeiten gebräuchlich. Süßigkeiten gelten überhaupt viel, weßwegen auch zahlreiche Conditoren zu Aalen ihre Nahrung finden. Zumal Kinder werden reichlich mit solchen beschenkt und für besondere Gelegenheiten sind immer s. g. „Gucken“ vorräthig, d. h. längliche, gewickelte Düten verschiedener Größe mit Zuckerwaaren; beim Kinderfest in Aalen werden solche in großer Anzahl verschenkt.

Eigenthümlich ist auf dem Lande auch die große Geltung des Safrans, mit welchem Nudelsuppen, Knollenkuchen u. dgl. nothwendig müssen gefärbt seyn, wenn sie preiswürdig seyn sollen.

Die Bauern essen fast das ganze Jahr hindurch zu Klösen ihr Kraut, zu welchem im Winter ein Schwein geschlachtet wird; dagegen holt man selten Fleisch vom Metzger.

Natürlich bilden auch Milch, zumal saure Milch, und Erdbirnen eine sehr gewöhnliche Speise, besonders bei Ärmeren. Übrigens pflegen Landleute saure Milch nur des Nachmittags zu genießen, zum Nachtessen aber eine süße. – Erdbirnen galten noch vor nicht gar langer Zeit in manchen Familien und Haushaltungen eigentlich blos als Viehfutter, sind aber überall siegreich durchgedrungen.

Herrschendes Getränke ist weißes und braunes Bier, der theure Wein blos bei festlichen Gelegenheiten; Most ist sehr selten, da die Obstkultur wenig bedeutet; dagegen ist die Verbreitung des Kaffee’s schon erwähnt,

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)