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ein Vergleich zu Stande, dessen Hauptbestimmungen die Übergabe der Festung von Seiten Widerholts an den Herzog und die Übernahme der noch ausstehenden 35.000 fl. Kontributionsgelder auf die österr.-bair. Seite waren. Der Herzog bestätigte ihn, die Bestätigung von der andern Seite, sowie die Bezahlung aber blieb aus. Die Verhandlungen machten großes Aufsehen. Bürster schrieb darüber 1. Juni: Gaudeamus, laetemur, jubilemus, cantemus et demus gloriam deo. Die Ursache fand das Volk in der Ungnade, in welche Widerholt bei Frankreich durch den Verlust Überlingens gefallen, so daß bereits 5000 Dublonen auf seine Auslieferung gesetzt seien. Richtig war, daß er sich bei seiner Partei rechtfertigen mußte, was er mit den einfachen Worten that: ich verbleibe bei meinen schriftlich übergebenen Bedingungen, gedenke auch nicht den geringsten Maierhof davon abtreiben zu lassen, noch weniger aber weiche ich von der Festung so lange, bis man genügend versichert ist. Inzwischen verkehrten beide Parteien vor der Festung freundschaftlich, und beim Abzug Mercys am 24. Juni blieben nur 3 Regimenter vor Hohentwiel zurück, welche nach Mercys Niederlage im Breisgau auch schleunig und mit Verlust abzogen 11. Aug., worauf die alten Beutezüge und Brandschatzungen wieder begannen. Unter anderem wurde 17. Febr. 1645 Tuttlingen wieder besetzt und wahrscheinlich die Honburg zerstört. 1

3. Mai mußte Widerholt auch dem neuen Könige von Frankreich Ludwig XIV. sich verpflichten. Um diese Zeit ranzionirte er seinen Keller Stockmayer durch die Gefangennahme des Prälaten Dominikus von Weingarten, was diesen 15.431 fl. 46 kr. kostete, aber immer noch glimpflich war, da er bei der Frau Oberstin in Kost war, welcher er dafür ein Bezoar in Gold gefaßt und ein Unser Frauen Bild verehrte; wenn man z. B. das Schicksal des Prälaten von Herrenalb vergleicht, den (wie Bürster sah) die Schweden in Lumpen und Ketten wie einen Hund herumführten, um 2000 Dukaten Ranzion für ihn zu erpressen. Neben den Kontributionen ließ Widerholt in allen Städten, die er in seine Gewalt brachte, die Mauern theilweise niederreißen, um dem Feind die Stützpunkte zu rauben. Bei den Friedensverhandlungen hatte Österreich auf Zerstörung von Hohentwiel gedrungen, was glücklich abgewendet ward. Dagegen dauerte es bis 22. Juni 1650, ehe Frankreich in die förmliche Rückgabe der Festung willigte, worauf am 10. Juli die Übernahme erfolgte. Schon am 11. Juli wurde der Hauptmann

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0571.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)