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Von den vier Glocken hat die größte die Umschrift: Gegossen in Reutlingen von Christian Adam und Sohn Franz Kurz für Wurmlingen. 1818.

Auf der zweitgrößten Glocke stehen folgende Verse:

Durch die Fürbit diser zweyen grossen Heiligen (Joh. Bapt. u. Joh. Ev.)
wolle uns Gott durch die Bues und Pänitenz beseligen,
Uns vor dem schedlichen Gieft Leibs und der Selen bewaren,
damit Wür in guetem bestendig verharren.

Der Erwirdige Herr Johannes Velber S. Catharinae Beneficiat hat mich lassen giessen,
damit man diser heiligen Hilff zu allen Zeiten möge geniessen. Anno 17 ..

Auf der dritten Glocke liest man: Benjamin Grieninger in Villingen gos mich 1781. Die vierte Glocke ist alt, ganz klein und befand sich früher auf dem Konzenberg. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Kirchenpflege.

Der große, noch ganz ummauerte Friedhof, von hohen Pappeln umgeben, befindet sich seit 1815 am nordwestlichen Ende des Orts, links an der Landstraße nach Spaichingen, und ist mit einem Ölberg (Holzskulpturen), schönen Steindenkmalen und vielen zum Theil höchst geschmackvollen Schmiedeisenkreuzen geschmückt. Vor seinem steinernen rundbogigen Eingang, an dem ein Wappen (mit Bock) und die Jahreszahl 1618 angebracht ist, steht eine prächtige dreistämmige Linde. Der Kirchhof selbst umschließt eine geräumige dem h. Sebastian und Rochus geweihte Kirche, die ihre jetzige Gestalt um das Jahr 1764 von den Kapuzinern erhielt; bei der Säkularisation, im Jahr 1809, wurde das nördlich anstoßende Kapuzinerhospitz abgebrochen. Die Kirche hat die Jahreszahl 1613 über dem Westportal und im Innern drei sehr reiche mit großen Ölgemälden geschmückte Altäre, außen an der Südseite ältere Grabsteine und das beinahe lebensgroße Holzbild des Skt. Sebastian, ein bemerkenswerthes spätgothisches Werk. Der Kirchhof gewährt eine anmuthige Aussicht hinauf in das Spaichinger Thal und an den Dreifaltigkeitsberg und gibt selbst wieder mit seiner Kirche und dem von der schönen Linde beschatteten Eingang ein höchst ansprechendes Bild.

An der südöstlichen Seite des Dorfes stand früher eine Feldkapelle.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0498.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)