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Trossingen, wo sich beide Straßen kreuzen, an den beiden Burgställen im Ort vorbei auf die Trossinger Kirche, von der weiter über die Fluren „Bürgen“, „Vorsingen“, „Remplex“ und „Heidenbühl“ nach Aixheim. Grabhügel kommen vor zwei auf der Flur „Wangen“ und einer auf der Flur „Romern“. Beim Ort stieß man schon auf Reihengräber aus der alemannischen Zeit.

Zwei Reste von Burgställen bestehen im Ort, einer bei der Kirche und einer nicht weit vom Rathhaus. Es sind zwei große 33 und 35 Schritte im Durchmesser haltende Hügel, der eine ganz rund, der andere mehr viereckig mit abgerundeten Ecken; beide Hügel sind noch zum Theil von einem Graben umgeben, und vielleicht ursprünglich zwei Grabhügel. Eine Burg stand eine halbe Stunde vom Ort entfernt gegen Laufen hin im sog. Pflegerwald, das „alte Schloß“ genannt.

Auf der Markung sind zwei Ortschaften, beide nordöstlich vom jetzigen Ort gelegen, „Thalhausen“ und „Hangendenhausen“ abgegangen. Flurnamen, die von geschichtlichem Werth sein möchten, sind: Wangen, Hinterhöfen, Kalkofen, Bruderhalde (hier soll ein Bruderhaus gewesen sein), Käpelesäcker, Singen, Schindlingen, Birkenwasen, Romern und Türnen.

Trossingen[1] erscheint 797 30. Juli, als Trudbert sein Besitzthum hier und in Weigheim an’s Kl. St. Gallen gab (W. U. B. 1, 49). Bei der Schenkung von Gütern Adelhard’s an die Verenakirche zu Burc (Straßberg) 31. Okt. 843 werden 3 Huben in Trossingen ausgenommen (eb. 127). – 1. Jan. 949 schenkt K. Otto I. die von seinem Sohn Liutolf und dessen Gemahlin Ita überkommenen Güter in mehreren alemannischen Orten, darunter ein Landgut in Trossingen, das zu Neidingen gehört, an’s Kl. Reichenau (eb. 211). Nach der Reichenauer Tradition sollte schon um 780 Gr. Gerold Trossingen an’s Kloster geschenkt haben, was nach dem Vorigen jedenfalls nur auf einen Theil sich beziehen kann. Trossingen war demnach, wie die andern Orte der Herrschaft Lupfen, ursprünglich Reichsgut. Das Kloster Reichenau vergab Lehen (so 1408, 1424, 1455 an die Balinger von Rottweil) und hatte seine eigenen Maier in Trossingen; diese gehörten zum niederen Adel, waren auch anderwärts begütert, namentlich Kirchherren zu Deißlingen, besaßen zu Rottweil Haus und Bürgerrecht und stifteten eine


  1. Der zur Ableitung nächstliegende a. d. Personname scheint Truoch zu sein.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0476.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)