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steht derselbe Spruch; die dritte, schön verzierte Glocke hat gar keine Inschrift. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung und der Zehentverwaltung zu gleichen Theilen, für Glocken und Uhr hat erstere allein einzutreten.

Der Friedhof wurde im Jahre 1846 außerhalb des Orts angelegt.

Das hübsche Pfarrhaus, neben dem eine alte große Pfarrscheuer steht, wurde nach dem Brand vom Jahre 1860 in den Jahren 1861/62 auf Kosten der Zehentgemeinschaft, welche auch die Unterhaltung besorgt, neu erbaut; und in derselben Zeit das sehr ansehnliche Schulhaus, welches vier geräumige Lehrzimmer, zwei Schulmeisterwohnungen und zwei Wohnzimmer für die unständigen Lehrer enthält. Gegenwärtig unterrichten zwei Schullehrer und ein Lehrgehilfe.

Das Rathhaus, zweistöckig mit Mansardendach, befand sich früher im Privatbesitz, wurde in den dreißiger Jahren von der Gemeinde angekauft und stammt schon aus dem vorigen Jahrhundert. Dann bestehen drei öffentliche Waschhäuser, ein Gemeindebackhaus, ein Armenhaus und eine Scheune, zur Unterbringung des Faselviehs und der Feuerlöschgeräthe.

Vizinalstraßen nach Sunthausen, Hochemmingen, Mühlhausen, Weigheim, Schura und Thalheim sind angelegt und sichern hinlänglich den Verkehr mit der Umgegend. Vier hölzerne Brücken und drei Stege gehen im Ort über den Köthenbach und Siblegraben, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Der Ort ist hinlänglich mit frischem, nur zum Theil etwas hartem Trinkwasser versehen, das 74 Pumpbrunnen liefern, von denen bei anhaltender Trockenheit einige versiegen, nur ein einziger Brunnen führt schwefelhaltiges Wasser.

Die Markung hat nur wenig eigentliche Quellen; die bedeutendste, der sogenannte Ursprung des Köthenbachs, befindet sich im Ort selbst, dann eine im Lochrein; über dieselbe fließen der Köthenbach, der den Siblegraben und andere kleine Bäche aufnimmt, und der gegen Mühlhausen ziehende Störzengraben.

Die im allgemeinen fleißigen und geordneten Einwohner sind wohl gewachsen und kräftig (gegenwärtig 7 Personen über 80 Jahr alt), nähren sich von Feldbau, Viehzucht und mancherlei Gewerben, darunter hauptsächlich eine Uhrengestellfabrik, die 20 Personen beschäftigt und ihre Fabrikate weithin nach außen absetzt, ferner vier größere Bierbrauereien und eine kleinere, die ihr Erzeugnis theilweise auch nach außen verkaufen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)