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Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und auch die Brach- und Stoppelweide bleibt unbenützt, weil Schafe wegen des drohenden Schadens, namentlich an den Futterkräutern, nicht zugelassen werden. Die vorhandenen Allmanden sind an die Ortsbürger um 134 fl. verliehen; überdies bezieht die Gemeindekasse noch 534 fl. aus verpachteten Gemeindegütern.

Die Zucht der Pferde (Landrace), wie auch die Pferdehaltung ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs sehr namhaft und in ganz gutem Zustande; man züchtet die Simmenthalerrace und hat hiezu 4 Farren aufgestellt. Eigentlicher Viehhandel wird nicht getrieben, dagegen kommt viel Vieh auf benachbarten Märkten zum Verkauf. Nach der Öhmdernte findet noch Viehaustrieb auf die Wiesen statt.

Von geringer Bedeutung ist die Schweinezucht (halbenglische Race); die meisten Ferkel werden von außen eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils in beträchtlicher Anzahl zum Verkauf aufgemästet.

Die Fischerei in der Donau ist von einigem Belang; sie liefert hauptsächlich Hechte, Egle, sog. Krätzer, weniger Schleien und ziemlich viel Weißfische; das Fischrecht hat Hirschwirth Schwarz und der ehemalige Schultheiß Mattes in dem einen, Baron v. Enzberg im anderen Theil des Flusses, die Brücke scheidet. In dem Forellen und Weißfische führenden Kesselbach hat die Gemeinde das Fischrecht, welche es um 5 fl. jährlich verpachtet.

An Stiftungen sind, außer der für Kirchenzwecke im Betrag von 52.000 fl., die vom Dekan Betzler gestiftete Armenstiftung mit ursprünglich 300 fl., jetzt 1200 fl. und die Stiftung für Arme mit 84 fl. von Oberst von Enzberg. Die Zinsen von der Kirchenstiftung werden für den Kirchenbau, Anschaffung von Paramenten, überhaupt für kirchliche Zwecke verwendet, ferner erhalten jährlich die Ortsarmen 150 fl., jedes Schulkind erhält 20 Pf. und überdies wird noch ein Theil der Lehrerbesoldung mit etwa 90 fl. von den Zinsen der Kirchenstiftung gereicht. Die Zinsen der beiden Armenstiftungen werden an Ortsarme vertheilt.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir eine ehemalige Römerstraße, die unter dem Namen „alter Postweg“ von Böttingen her über die Flur „Bräunlisberg“ zu der Flur „Kirchen“, wo nach der Sage früher Nendingen und dessen Kirche gestanden sei, lief. Man ist daselbst öfters schon auf Mauerreste gestoßen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)