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unbeträchtlichen Thalgehänge drängen sich auf der rechten Thalseite ganz nahe an das Dorf heran, während sie auf der linken sich etwa 1/4 Stunde von demselben entfernt halten. Das ansehnliche, etwas unregelmäßig angelegte Dorf besteht aus zum Theil stattlichen Bauernhäusern, die im Verein mit minder großen Gebäuden an die reinlich gehaltenen, theilweise gekandelten Ortsstraßen gedrängt hingebaut sind. Die Gebäude sind größtentheils aus Holz, mit steinernem Unterstock erbaut und mit Ziegelplatten gedeckt.

Die sehr stattliche, dem h. Petrus und Jakobus geweihte Kirche steht, von hohen Pappeln umschattet, hart an der Donau, am westl. Ende des Dorfes; sie wurde im Jahre 1755 in einfachem Rundbogenstil erbaut; der an der Nordseite des vieleckig schließenden Chores stehende hübsche und ansehnliche Thurm dagegen im Jahre 1863 gegen oben neu erbaut von Werkmeister Glantz in Rottweil; Jahreszahl und Name des Baumeisters steht hoch am obersten Geschoß des mit schlankem Helm bekrönten, weithin sichtbaren Thurmes. Das weite, lichte, geräumige Innere der Kirche besitzt drei schöne, mit Gemälden und Statuen geschmückte Rococoaltäre, im Westen eine reich gefaßte Orgel in antikisirendem Rococostil und an der Südwand des mit einem Kappengewölbe bedeckten Chores eine flache, gothische Holzskulptur, Krönung Mariä. Die Kanzel und die Chorstühle sind in schönem Rococostil gehalten. Der hübsche, gothische Taufstein ist neu, gefertigt und gestiftet von Glantz. Hinter dem Hochaltar erblickt man ein Gemälde, das h. Abendmahl, gleichwie die Gemälde der zwei Seitenaltäre, inschriftlich gemalt von Jo. Ignatii Schilling 1759. Außerdem besitzt die Kirche viele schöne und reiche Meßgewänder, einen sehr schönen Kelch von Silber und vergoldet, inschriftlich gestiftet von der Familie Heisler im Jahre 1744 und eine hübsche Monstranz aus derselben Zeit. Außen an der Südwestecke der Kirche befindet sich ein Ölberg.

Von den vier (mit Ausnahme der kleinsten) verzierten Glocken auf dem Thurm hat die größte, sehr große, die Umschrift: Von Karl Rosenlächer in Constanz gegossen 1863. Hoch preiset meine Seele den Herrn und mein Herz ist voll Freude in Gott, meinem Helfer.

Auf der zweitgrößten Glocke steht: Jo. Leonhart Rosenlecher goss mich in Constantz Anno 1712. Vivos voco. Mortuos plango. tonitrua frango.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0391.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)