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allein zugänglichen, noch ein tiefer Graben hin, von vier Thürmen beschirmt; davon standen zwei an zwei Ecken der Stadt, einer am oberen Thor, dessen unterer Theil noch steht, und einer zwischen diesem und der Südwestecke. An dem Nordende der Stadt schützte das heute noch auf schroffer Hügelspitze stehende alte Schloß, an das sich das neue Schloß mit seinem großen, schattigen Parke anschließt.

Die der h. Maria Magdalena geweihte Kirche wurde in den Jahren 1794–1796 neu erbaut, nur der an der Südseite des Schiffes stehende Thurm ist noch alt und stammt von der früheren Kirche; er ist von unten herauf aus Buckelsteinen errichtet und endigt in zwei Staffelgiebel. Das weite, weiß getünchte Innere der Kirche wird von jonischen Pilastern belebt, durch große, mit verzierter Umrahmung versehene Rundbogenfenster erhellt, und schließt mit einer weiten, halbrunden Chorabside. Die drei Altäre sind in ansprechendem Zopfstil gehalten; auf dem Hochaltar sieht man ein großes, schlankes, jetzt ganz vergoldetes Kruzifix (gothische Holzskulptur); am nördlichen Seitenaltar den h. Joseph, gemalt von A. Korb (s. u.), auf dem südlichen ein schönes Gemälde, Christus am Kreuz und Magdalena. Die Kirchenbänke haben an den Seitenlehnen tüchtige Rococoschnitzereien, im selben Geschmack sind Kanzel und Beichtstühle gehalten. Ferner besitzt die Kirche vier interessante, hölzerne Tragleuchter, schöne Meßgewänder und heilige Gefäße aus dem vorigen Jahrhundert, zum Theil früher in der Welschenberger Kirche. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.

Von den vier Glocken hat die größte folgende Umschrift in prächtiger Zierschrift: XPS (Christos) vincit. XPS regnat. XPS imperat. XPS ab omni malo nos defendit. 1551.

Auf der zweitgrößten Glocke steht: Laudate dominum omnes gentes. Laudate dominum omnes populi. Sancta Maria o. p. n. (ora pro nobis). 1551.

Auf der drittgrößten Glocke liest man: honorem Deo et patrie liberam mentem sanctam spontaneam. 1551.

Auf der vierten Glocke steht in sehr alten, gothischen Majuskeln: Ave Maria gracia plena.

Das Pfarrhaus wurde im Jahre 1802 von der Gutsherrschaft angekauft und ist von ihr zu unterhalten.

Außerdem sind zu nennen: neben dem Armenhaus oder Gutleuthaus bei Altstadt, unter uralter Linde, die kleine St. Martinskapelle und das malerisch an der alten Steige in der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)