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schon alte Rathhaus wurde im Jahre 1875 gründlich erneuert und ist jetzt in gutem Zustand, in demselben befindet sich auch ein öffentliches Backhaus, überdies sind 4 öffentliche Waschhäuser und ein Armenhaus vorhanden.

Trinkwasser liefern hinlänglich 8 laufende und 2 Pumpbrunnen, das Wasser ist gut, und nur eine Quelle im oberen Theil des Orts hat einen Beigeschmack und scheint etwas eisenhaltig zu sein. Auch die Markung ist ziemlich reich an Quellen, die bedeutendste ist die des Heselbachs, die am Fuß des Hohenkarpfen entspringt und den im Ort beginnenden Bach namhaft verstärkt, ferner die Tannenquelle und der Allmandbrunnen. Größere Wasserleitungen in hölzernen Deucheln bestehen zwei, die eine 2000′, die andere etwa 1200′ lang.

Die Einwohner, namentlich die eigentlichen Bauern (weniger die Maurer, Weber, Schuhmacher) sind körperlich kräftig, gesund, meist von mittlerer Statur und gegenwärtig zählen zwei Personen über 80 Jahre, ein Mann mit 92 Jahren ist erst vor drei Jahren gestorben; man trifft unter ihnen im allgemeinen viel Fleiß, Sparsamkeit, schlichten und kirchlichen Sinn. Die Vermögensverhältnisse sind mittelmäßig und der vermöglichste Bürger besitzt etwas über 20 Morgen Feld und 31/2 Morgen Wald, der Mittelmann 12 M. Feld und 3 M. Wald, die ärmere Klasse 1/2–1 M. Feld. Auf Gunninger Markung besitzen die Ortsbürger 73 M., auf Seitinger 91/2.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht und etwas Obstbau, während sich die Gewerbe meist auf die gewöhnlichen Handwerker beschränken, unter denen die Schuster, Schneider, Weber, Maurer und Zimmerleute am stärksten vertreten sind und meist auch nach außen arbeiten. Als Nebenerwerbszweig treiben Kinder und ledige Mädchen das Palmhutflechten für die Fabrik von Weißer in St. Georgen. Drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und 4 Kramläden sind vorhanden; auch besteht 1/4 Stunde südlich vom Ort eine Mühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang.

Die ziemlich ansehnliche Markung, von der übrigens der größere Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine theils ebene, theils gegen das Heselbach-Thälchen abhängige Lage, während der um den Hohenkarpfen gelegene Theil bergig genannt werden darf. Der aus den Zersetzungen des braunen und weißen Jura bestehende Boden gehört zu den mittelfruchtbaren und ist vorherrschend kalkhaltig, etwas hitzig, nicht besonders schwer und nicht tiefgründig. Zwei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)