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zerstört (s. Mühlheim)[1], im Herbst kam ein furchtbares Hagelwetter, und die Verpflegung der baierischen Besatzung fiel sehr schwer.

1636 liegen als Besatzung in Tuttlingen Baiern, 100 Reiter, 60 Fußgänger; man muß ihnen alle Nacht 11 Karren Holz und 40–50 Lichter geben, die Bürger müssen die Stadt mit Palissaden umgeben; man ißt Kräuter, Hunde, Katzen. Pest und Noth nehmen immer mehr zu, die Leute arbeiten wenig, die Vermöglicheren sitzen zusammen und trinken, die Kinder auf den Straßen fragen einander oft scherzweise: wer von uns wird morgen begraben? (Schmid).

26. März 1638 besetzten wieder die Schweden die Stadt, ebenso 14. Mai, die sich auch nicht zum besten betrugen. Am 16. war Herz. Bernhard mit seiner ganzen Reiterei vom Breisgau aus hier. Am 23. Juli kamen die Hohentwieler, dann wieder die Kaiserlichen, welche am 11. Jan. 1639 von den Hohentwielern überfallen wurden, die nun selber plünderten. Die jetzt folgende Belagerung von Hohentwiel brachte vermehrte Durchmärsche, und der bair. Oberst Truckenmüller lag den Winter über mit dem größeren Theil seines Regiments in Tuttlingen. 1640 16. Sept. klagt Schlick über schlechte Einkünfte, schickt als Oberinspektor den Leibarzt seiner Gattin Dr. Jo. Oßwald und erklärt, die Besoldungen der geistlichen und weltlichen Beamten seien zu groß, da sie sogar seine Einkünfte übersteigen, und er nach viel aufgewendeten Kosten keinen Nutzen habe; am 7. Okt. schickte er seinen Rath Jo. Merz zur Rechnungsabhör, bekommt aber doch nichts. Januar 1641 können keine Baiern dagewesen sein, denn am 20., als Widerholt von seinem Handstreich auf Balingen zurückkehrte, machte er hier Mittag und stand bei einem Bürgerkinde zu Gevatter. 20. Mai stellte der Gr. Schlick der Stadt einen Schutzbrief aus, der aber natürlich wenig half. 6. Aug. 1642 richtete ein Hagelwetter großen Schaden an. Im Herbst wollten Gen. Erlach und Widerholt Tuttlingen überfallen, da sich aber ihr Anmarsch verzögerte, konnte der bairische Oberst Kreuz sich vorsehen, zog sich jedoch zurück und ließ nur 100 Reiter und 70 Musketiere da. Am 21. Nov. rückte Widerholt mit Fußvolk vor die Stadt, schoß Bresche und erstürmte sie am 23. Nov. Als Erlach sich zurückzog, folgte Mercy und


  1. Mäusefraß begleitet in der Sage vielfach großes Sterben, ist daher auch hier wahrscheinlich solche Zuthat.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)