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Auch zu Hausen ob Verena und Thalheim in der Baar wurde Erz gegraben und in der Nähe des letzteren Orts bestand schon vor der Erbauung von Ludwigsthal und auch noch einige Zeit nach derselben, ein Hohofen, über dessen Entstehung und Auflassung aber nichts näheres angegeben werden kann. Es ist nur erhoben, daß noch im Jahre 1706 Schmelzlaboranten in Thalheim angestellt wurden und daß nach dem Jahre 1712 in den Kirchenbüchern von Thalheim keine Bewohner der dortigen „Schmelze“ mehr vorkommen.

Das Areal zu dem neuen Werke Ludwigsthal, dessen Betriebskraft ein von der Donau abgezweigter Kanal liefert, wurde von verschiedenen Bürgern in Tuttlingen käuflich erworben und es kosteten die angekauften 1532 Ruthen Wiesen 595 fl. 45 kr.; einige weitere Grundstücke waren zu Wegen und Wasserbauten erforderlich. Als Bestand des Werkes selbst wird in einem Auszug aus dem Tuttlinger Kellereilagerbuch de ao 1699 aufgeführt: „Ein Faktorie- und Laborantenhaus unter einem Dach, darinnen der Faktor, Hüttenschreiber und Laboranten wohnen, ein Schmelzofen, zwei Kohlscheuern, eine Hammerschmittin sambt ihrer Kohlscheuer, Waschhäuslen, Radwasch und Boch“. Dem Werke waren auch alle zur Kellerei Tuttlingen und der Hohenkarpfen’schen Amptung gehörigen herrschaftlichen Waldungen zugewiesen, welche aber zur Deckung des Holzbedarfes nicht ausreichten, so daß noch große Quantitäten Kohlholz von anderen benachbarten Herrschaften und Privaten angekauft wurden. Über die ersten derartigen Käufe in den Jahren 1697 und 1698 sind noch Aufzeichnungen vorhanden, nach welchen eine 7′ weite und hohe Klafter bei 5′ Scheiterlänge 71/2 bis 9 Kreuzer kostete. Dagegen fehlen weitere Dokumente über die Einrichtungen und den Betrieb des Werkes in der ersten Zeit seines Bestehens gänzlich, weil – wie es in einer Notiz heißt – die ganze Amtsregistratur durch die im Jahre 1724 über den Faktor Braun ergangene und über 5 Jahre gedauerte Kommission sowohl als die darauf gefolgte Admodiation der Werke abhanden gekommen sei. Diese Unordnung bei der eigenen Verwaltung des Staats ist der Grund, daß das Werk von 1729 bis 1738 an Joh. Friedr. Hurter und Heinr. Hurter in Schaffhausen um jährlich 2150 fl. verpachtet war, während welcher Zeit es von schweren Unglücksfällen heimgesucht wurde. „Im Jahre 1737 fiel Feuer vom Himmel, welches die Faktorie, Hüttenschreiberey und Laborantengebäude verzehrte, so daß nur ein klein Eck von Bewohnungen übrig blieb.“ Schon

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)