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den einst eine Zugbrücke führte, in das Schloß, ein großes, jetzt auch in Trümmern liegendes rechteckiges Gebäude mit 4 runden Thürmen an den 4 Ecken. Die 5′ dicken Mauern, auch aus roh zugerichteten Kalksteinen mit viel Mörtelverband aufgeführt, sind noch 20–30′ hoch. Die Fensteröffnungen sind herausgebrochen, doch haben die Thürme noch Kanonenlucken. Weite Keller liegen unter dem Schlosse, und rings um dasselbe läuft im Fünfeck eine 3′ dicke, an den Ecken mit Rondelen besetzte Umfassungsmauer.

Die Aussicht von der Honburg herab zeigt gar ansprechend die tief unten liegende nahe Stadt und die hier zusammentreffenden Thäler mit ihren schön bewaldeten Steilgehängen und fleißig angebauten Ausläufern, die sich sanft in die breite, wiesengrüne Thalebene hineinziehen. Besonders erfreut der Blick gegen den Bahnhof und an die daselbst über die Donau führende Eisenbahnbrücke; der Fluß drängt sich hier in anmuthigen Bögen durch das frisch-grüne Wiesenthal. Der Verschönerungsverein von Tuttlingen hat hübsche Fußwege von der Stadt zu der Honburg hinauf anlegen, diese mit jungen Linden-, Ahorn- und Eschenbäumen bepflanzen, auch an passenden Stellen Ruhebänke anbringen lassen; auch sonst wurde der früher so kahle Berg mit jungen Eschen und Tannen bestockt, was später, wenn die Bäume groß geworden sind, wesentlich zur Verschönerung der Landschaft beitragen wird; das Hinaufziehen von Epheu und anderen Schlinggewächsen an den langen öden Mauerruinen müßte ihren malerischen Reiz noch bedeutend erhöhen. – Im Spätjahr 1711 bildete sich am Fuße des Honbergs, auf dem Acker des Engelwirths Rieß, ein Erdfall, der 1712 ausgefüllt wurde, aber bald wieder größer wurde und gegen 140′ tief einsank. Im Jahre 1713 wagten es drei Männer, denselben zu untersuchen; sie gelangten durch eine enge Öffnung zwischen zwei Steinen hindurch in eine weite unterirdische Höhle mit 3′ tiefem Wasser, in welchem sie fortgiengen, bis ein Wirbel, durch den es in eine andere Höhle ablief, ihre weitere Untersuchung hemmte.

Von öffentlichen Gebäuden nennen wir 1) der Gemeinde gehörige:

Die Stadtpfarrkirche. Sie steht an der Hauptstraße, wenn man vom Bahnhof hereinkommt zur Rechten, und wurde nach dem Brand vom 1. Nov. 1803 in den Jahren 1815–1817 vom Staat Namens des Kirchengutes, jedoch mit Beihilfe der Hospital- und Stadtpflege, neu erbaut nach dem Entwurf des Bauinspektors Niefer. Die Kosten beliefen sich auf ungefähr 90.000 fl., abgesehen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)