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Es laufet äll drei ’s Bergli nauf,
Se sehant den Stearn wohl überm Haus,
Do guckt der Herodes zum Fensterli raus,
Er sait mit falschem Bedacht:
„Warum ist der mittlere König so schwarz?“
„Er ist so schwarz, er ist wohl bekannt,
Er ist der König außem Mohreland.“
Es gont älle drei in’s Häuseli nei,
Se findet d’ Maria und ’s Kindlein nacket und blos,
Se geant’s (geben’s) Maria, seiner Muoter in d’ Schooß.
Jetzt, wen ihr üs (uns) ebba gea went, so geants üs bald,
Mer mueßet hüt no dur de finstere Wald.
Und wemma gont, so gemma geschwend,
Und wemma gont, so friert’s üs an d’ Füß und d’ Händ.

Am Dreikönigstag wird Salz, Brot und Kreide geweiht. Mit der Kreide schreibt man dann über der Thür: K. M. B. (Kaspar, Melchior, Balthasar) nebst der Jahreszahl und zeichnet unter jeden Buchstaben ein Kreuz. Das geweihte Salz wird (z. B. in Fridingen) mit Weihwasser angefeuchtet, dann läßt man es hart werden und schabt dem kranken Vieh etwas davon ab, was eine besonders gute Wirkung haben soll. (M.)

Auch wirft man zuweilen in den drei Donnerstagnächten vor Weihnachten Erbsen an das Fenster, was eigentlich die baldige Ankunft Christi bedeuten soll. In Fridingen nennt man es „Mitlen“. (M.)

In Fridingen wurde ferner am Festtage der h. Anna, 26. Juli, die Wanderung der zwölf Apostel mit dem Heilande an der Spitze dargestellt. Die ganze heilige Schaar fuhr auf einem Leiterwagen zu der Kapelle, die vor dem Städtchen, jenseits der Donau liegt, und führte unterwegs allerlei biblische Scenen auf. (M.)

Am 15. Juni hält man von Mühlheim aus das Vitusfest bei der Altstadtkirche. In Tuttlingen hält man seit neuerer Zeit im Juli ein Kinderfest im Duttenthal; in Thalheim, dem Geburtsort Max Schneckenburgers, wird das „Sedansfest“ als Kinder- und Volksfest begangen. – Kegelschieben ist ziemlich allgemein, das Scheibenschießen besonders in Tuttlingen und Trossingen.

In der Faßnacht findet zuweilen noch Tanz statt, ebenso fast regelmäßig bei Hochzeiten, Taufen und an der Kirchweih: Schießen, besonders bei Hochzeiten und Taufen (auch mit Böllern, Fridingen). In Nendingen läßt sich das Brautpaar in die Kirche begleiten und wieder daraus abholen. Die Leichenschmäuse

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)