Seite:OberamtTuttlingen0139.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Walde, geht ebenfalls ein gespenstisches Roß, der Mühlebergfuchs, von Alters her gefürchtet.

Der Aienbuch, ein Waldberg zwischen Seitingen und Wurmlingen steht auf einem See. Einst wird der See losbrechen unter fürchterlichem Rauschen und Toben und Alles mit Wasser überdecken. Wurmlingen selbst wird dabei untergehen. Der Honberg bei Tuttlingen soll gleichfalls auf einem See stehen. (B.)

Wurmlingen soll seinen Namen von einem großen Wurm haben, der in der Tanhalde drüben hauste und bei der jetzigen Gottesackerkirche unter der Linde an der Quelle erlegt worden ist. Von den beiden Siegeln von Wurmlingen hat das uralte einen Drachen, mehr in Gestalt eines vierfüßigen Thieres, das zweite hat den Wurm ganz deutlich. (B.)

Die Wallenburg im Ursulenthal soll auf folgende Weise zu Grunde gegangen sein: Einstens in einer Nacht wollten die von der Wallenburg eine große Maskerade und eine Saufnacht anstellen. Sie bestrichen sich Alle mit Pech und Harz, wälzten sich in Federn hin und her, ebenso machten sie es mit einem Bocke. Während sie wild thaten und soffen, bekam auch der Federbock ziemlich viel zu trinken und einen Rausch; sie ritten auf ihm herum und auf einmal sprang er auf das Kamin, fing Feuer und Alles verbrannte. Der Thorwächter wußte nicht gleich, um was es sich handle und als er Hilfe leisten und Leute holen wollte, war schon Alles in vollen Flammen und im Nu die Wallenburg ein Trümmerhaufen. (B.)

Auf der Waldhöhe bei Weilheim schaut ein Fels heraus, der Firstenstein, auf dem einst ein Schlößlein stand, denen von Lupfen gehörig. Die Schloßfrau ging eines Kindes schwanger, ihr Gemahl wollte aber nichts davon wissen, war gar ein böser Mann und plagte die arme Frau. Sie verbarg das Kind, als sie dessen genesen war, in dem Felsen, der da heißt des „Bettlers Keller“, oder wie andere wollen, in dem Firstenstein selber, setzte es auf eine Kiste Geldes und ließ heimlich das Kind nähren; damit Niemand den Schatz ohne das Kind fortnehmen könne, band sie dasselbe an die Kiste. Da kam einstens eine schneeweiße Frau und nahm’s fort. (B.)

Bei Mühlhausen stand ehedem ein Schloß auf einem hohen Berge, den man jetzt den „Burgrain“ nennt; daselbst soll seit alter Zeit eine Frau „geisten“. Die hatte nemlich sieben Knaben auf einmal geboren und da ihr Mann gerade abwesend war und sie die vielen Kinder ihm zu verheimlichen wünschte, so übergab

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)