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Ausgiebige Fundorte sind namentlich die frisch abgeholzten Waldstrecken mit üppigem Strauchwerk und zahlreichen Doldengewächsen. Doch werden in früheren Zeiten, als die Bewirthschaftung der Forste noch nicht so gewissenhaft und haushälterisch betrieben wurde, als es noch alte faulende Stämme reichlich in den Wäldern gab und als in der Nähe der fließenden Gewässer noch mehr Altwasser und Tümpel existirten, für viele Kerbthiere die Existenzbedingungen günstiger gewesen sein, als heutzutage. Es folgen hier nur einige wenige Notizen.

Käfer. Besonders gut vertreten sind die Caraben, sowohl die größeren als die kleineren und kleinsten Arten. Schädlich traten in den Bruderhofwaldungen vor einigen Jahren Borkenkäfer auf Bostrychus curvidens Germ. und typographus L., so daß plötzlich viele hundert Stämme abstarben und den ganzen Sommer gearbeitet werden mußte. Vergebens habe ich mich bemüht um den in Württemberg sehr seltenen Carabus irregularis, den der ausgezeichnete, leider jetzt verstorbene Käferkenner Direktor Steudel im Schönbuch bei Bebenhausen in einem einzigen Exemplar entdeckt hat. (Leydig O.-A. Beschr. Tüb.) und von dem wir ein Pärchen auf dem Rosenstein bei Heubach fanden. Von kleinen Caraben habe ich einige für Württemberg neue Arten ganz in der Nähe der Stadt am Eingang ins Duttenthal, das überhaupt sehr reich an Insekten ist, namentlich an Dipteren, gefunden. Meist unter Steinen fand ich folgende gute Arten: Ophonus puncticollis Payk., brevicollis Deg., azureus Fal., Harpalus laevicollis Duftsch., rubripes Duftsch., latus L., Haptoderus spadiceus Deg., Taphria nivalis Panz., Agonum versutum St., Licinus depressus Payk., Helops quisquilius Fab., Otiorhynchus unicolor Herbst und fuscipes Ol., Molytes glabratus Fab. Roth von Schreckenstein führt noch folgende seltene Arten auf: Carabus irregularis Fab., Odontaeus mobillicornis Fab., Rosalia alpina L. (Tuttlingen). Eine große Menge von spanischen Fliegen (Lytta vesicatoria) traf ich einmal auf einer Esche des Hohentwiel[1].


  1. Leydig vermißte diesen offizinellen Käfer bei Tübingen, wo er nach Schübler früher (1820) so häufig war, „daß selbst ein Handel ins Ausland getrieben“ wurde. Nach Leydig wird er noch in großer Menge bei Heilbronn gesammelt. Massenhaft traf ich ihn einmal (um 1850) an der Jagst bei Schönthal und in ganz unglaublichen Massen, weithin durch den Geruch erkennbar und Alles zerfressend, in einer jungen Eschenpflanzung in der Nähe der Hochburg in Baden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)