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Die Zehentrechte gebühren dem Staat, der auch, ausschließlich von von 2–3 fl., welche die Ortsgemeindepflege und der Armenkasten Schorndorf beziehen, die übrigen Grundgefälle anzusprechen hat. An denselben sind 21 fl. 32 kr. Laudemien, 54 fl. 16 kr. Geld-, 125 Sch. 1 S. Frucht- und 1 E. 4 I. Weingilten, 94 fl. Heuzehenten und 19 fl. 21 kr. steuerartige Abgaben für 11.825 fl. 12 kr. abgelöst, und noch 1 fl. 30 kr. Geldzinsen, 330 fl. 16 kr. und 137 Sch. 4 S. wegen der Zehenten zu entrichten.

Das freundliche Dorf hat 163 Haupt- und 24 Neben-Gebäude. Die an der Straße stehende, kleine Kirche, welche aus dem vierzehnten Jahrhunderte zu stammen scheint und 1742 erweitert ward, ist in gutem Zustande, hat aber einen schlechten unansehnlichen Thurm. Sie enthält eine Orgel von Weigle in Stuttgart, die – als ein kleines Werk – Ausgezeichnetes leistet. Als 1846 der Boden des Chors aufgegraben ward, stieß man auf ein gemauertes Grab von glasirten Ziegelsteinen mit Figuren, aber ohne Andeutungen des Alters oder sonst Bemerkenswerthes. Neben der Kirche steht das Schulhaus, welches zugleich Rathhaus ist. Zur Erkaufung einer Schullehrerswohnung hat der Staat 1838 einen Beitrag von 150 fl. gegeben.

Die Markung hat 537/8 M. Gärten, 5632/8 M. Äcker, 3632/8 M. Wiesen und 494/8 M. Weinberge; kaum 1 M. Baufeldes auf einen Einwohner. Die Vermögensumstände der Mehrzahl sind gering. (Die Einwohnerzahl war 1774 – 582, 1813 – 811). Über Cretinismus s. oben. Wein- und Ackerbau sind die Haupterwerbsmittel. Der Betrieb des letztern ist gut. Beim Pflügen wird der Boden nicht vollkommen eben gelegt, sondern beetweise bearbeitet. Der Ort zeichnet sich durch trefflichen Roggen, der in ziemlicher Menge gebaut wird und durch guten Flachs aus. Flachs und etwas Hanf wird auch auswärts verkauft. Die Wiesen, die theilweise gewässert werden, sind ergiebig, geben aber nicht das beste Futter. Die besten Weinberge liegen über dem jenseitigen oder rechten Remsufer, auf Winterbacher Markung. Auf einen Morgen kommen 3–4000 Stöcke, in der Regel Sylvaner, Gutedel und Elblinge. Der Wein gleicht dem Winterbacher. Ein M. Ackers kostet 160–600 fl., Weinbergs in besseren Lagen 600–900 fl. Die Obstzucht ist in gutem Zustand. Bemerkenswerth ist, daß die Bewohner sich beharrlich sträuben, die Straßen mit Obstbäumen zu besetzen. Der Rindviehstand und die Farrenhaltung sind gut. Etwas Viehmastung findet statt. Eine Käserei liefert ziemlich gute Waare. Von Gewerben sind eine oberschlächtige Mahlmühle, ein kleineres Hammerwerk, womit eine Sägmühle und Wattmaschine verbunden sind, und eine Ziegelhütte zu erwähnen.

Das Gemeinde-Vermögen besteht in 205 M. Grund-Eigenthum,

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)